Volle Story:
- Kunde kommt mit Fahrzeug zum Termin für Ölwechsel und Ventilspielkontrolle
- Kundenaussage "Ölwechsel könnte evtl. überfällig sein".
- Ölzettel im Motorraum spricht eine eigene Sprache: Letzter Ölwechsel vor 6 Jahren, vor 18.000km !
- Kunde ergänzt Auftrag um Position "bitte Auspuff prüfen, schlägt wohl gelegentlich irgendwo an"
- während der Arbeitsausführung wird der Kunde dringend darauf hingewiesen, dass die Motorgummilagerböcke bereits soweit alterungsbedingt abgesackt sind, dass die Ölwanne im Stand schon am Vorderachsquerträger aufliegt und während der Fahrt die "Auspuffgeräusche" verursacht.
- Kunde wird explizit darauf hingewiesen, dass diese Motorschieflage weitere Folgeschäden im Antriebsstrang unausweichlich nach sich ziehen wird.
Sofortiger Austausch ist zwingend anzuraten !
- Kunde möchte Fahrzeug trotzdem nicht für 2 Tage stehenlassen und macht lieber einen (Folge-)Termin nach Urlaubsfahrt in 5 Wochen.
- erneute Warnung vor Folgeschäden verpufft wirkungslos !
- Anruf des Kunden bereits nach 4 Wochen, also 1 Woche vor neuem Termin:
- "bitte dringend nach 'plötzlichen'
(

) Vibrationen im Antriebsstrang schauen und ob man den Termin evtl. vorziehen könnte ?"
- Fzg. kommt zum neuen Termin, die Durchsicht ergibt folgende Auflistung der (Folge-)schäden:
* beide Motorlagerböcke abgesackt (Ausgangsursache)
* Riß an Schweißnaht/Übergang Abgasrohr in Mittelschalldämpfer als Folge von Motorschiefstand
* Hardyscheibe am Getriebeausgang eingerissen an Übergängen zu Befestigungshülsen
* Führungsolive der Getriebeausgangswelle (geführt in gehärteter Buchse im Kardanwellenstumpf) einseitig im Durchmesser um ca. 2,5mm verringert/verschlissen
* Ausgangsrollenlager der Getriebewelle mit starken Ausbrüchen/Pitting an den Rollen stark beschädigt, Wellenführung mit deutlich erhöhtem Radialspiel ist die Folge
* Simmerring Getriebeausgang durch abgenutzte Getr.ausgangswelle (s.o.) stark undicht
* zentraler Gummilagerbock am Getriebeausgang durch austretendes Getriebeöl (siehe WeDi) aufgeweicht und abgesackt
Für den Reparaturumfang musste das Getriebe ausgebaut und komplett zerlegt werden, für den Tausch der Hauptwelle (nur noch gebraucht erhältlich) musste diese mittels Abziehern, Trennplatten und Presse von Zahnrädern, Distanzhülsen, Lagern etc. befreit werden.
Ursache / Fehlerbeschreibung:
- durch das Absacken des Motors (teilweise auch nicht vollständig seitensynchron am vorderen Ende des Antriebsstranges kippt auch der vordere Teil (Kupplungsglocke)des Getriebes nach unten während dann der Winkel des Getriebeausgangs mit abgeflanschter Kardanwelle leicht nach oben zeigt. Als unmittelbare Folge davon gibt es eine unförmige Bewegung der Hardyscheibe, welche durch diese Bewegung auch radialen Druck auf die Dichtolive nebst der dazugehörigen Führungsbuchse ausübt.
Einseitiger, starker Verschleiß (siehe Bilder) ist die Folge. Da die Abgasanlage mit einem Halter auch am Getriebe angeflanscht ist, erklärt sich damit auch der Riss an der Schweißnaht von selbst durch die eingeleitete Spannung aus dem vorderen Teil.
Fazit:
Wenn man in einem solchen Zustand noch trotzdem munter weiterfährt, da manche Treter anscheinend taub und vibrationsresistent zu sein scheinen, setzen sich die Folgeschäden sehr bald weiter nach hinten fort:
Zuerst kapituliert die Gummilagerung des Kardanwellenmittellagers, danach das Mittellager selbst und irgendwann wird auch der Differentialeingang undicht als Folge unförmiger Belastungsbewegung.
Alles fing eigentlich nur mit 2 simplen Gummilagerböcken für rd. 100 EUR an.
So eine Reparatur summiert sich dann am Ende auf einen deutlich vierstelligen Betrag, je nach Gesamtaufwand der Getriebeinstandsetzung.
Merke: Ein Auto spricht mit dem Fahrer.
Man sollte nur zuhören und nicht weghören.
Gruss,
Darius