Kostspielige Erfahrungen, part 1....

Der Name sagt eigentlich fast schon alles - der lockere Plausch rund um das Thema MG und andere britische Fahrzeuge ist hier die Hauptsache.

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DePee546
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Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#1

Beitrag von DePee546 » 20. Sep 2022, 13:48

.....in loser Folge stelle ich mal tatsächlich so passierte Reparaturfälle ein, die locker hätten vermieden werden können, wenn man rechtzeitig auf die Werkstatt gehört hätte anstatt Anfälle von Ignoranz bzw. Beratungsresistenz zu zeigen.

Vor allem die Folgeschäden sind es, die nachdenklich machen sollten.

Für den Start 2 Bilder ohne Kommentar, die weitere Story nebst anderen Bildern folgt später.

Es fing alles mit einem simplen Ölwechsel an.....
IMG_20220920_133950_edit_971753468682533.jpg
IMG_20220920_133945_edit_971739599585246.jpg
Gruss,
Darius
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#2

Beitrag von JuanLopez » 21. Sep 2022, 09:23

Da ist aber ordentlich Material verloren gegangen. Das muss man aber gehört haben.
Hast Du auch ein Bild der Lauffläche?
Gruß aus dem Nordschwarzwald
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#3

Beitrag von DePee546 » 21. Sep 2022, 09:54

Die (Lager-)Aussenschale ist hier eigentlich gar nicht der interessante Part, sondern die Welle und woraus der Schaden eigentlich resultiert ist. Die ganze Story stelle ich heute Abend ein, hier schon einmal weitere Bilder zum Geniessen (inklusive einer "gesunden" Welle als Vergleichsmuster):

Sollzustand (Getriebeausgangswelle/Führungsolive - üblicherweise keine Schwachstelle dieser Getriebetypen - kein MG-Getriebe, aber ebenfalls Frontmotor mit Heckantriebsbauweise):
IMG_20220920_154923_edit_1008859427347024.jpg
IMG_20220920_154935_edit_1008878720746443.jpg
Folgeschaden:
IMG_20220920_181935_edit_1008924476058978.jpg
IMG_20220920_182013_edit_1008951038353603.jpg
Das eingangs gezeigte Lager führt das Ende der Welle.
Ursache ist weder das Lager, noch die Welle gewesen.

Rest später.
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#4

Beitrag von DePee546 » 22. Sep 2022, 13:15

Volle Story:

- Kunde kommt mit Fahrzeug zum Termin für Ölwechsel und Ventilspielkontrolle

- Kundenaussage "Ölwechsel könnte evtl. überfällig sein".
- Ölzettel im Motorraum spricht eine eigene Sprache: Letzter Ölwechsel vor 6 Jahren, vor 18.000km !
- Kunde ergänzt Auftrag um Position "bitte Auspuff prüfen, schlägt wohl gelegentlich irgendwo an"
- während der Arbeitsausführung wird der Kunde dringend darauf hingewiesen, dass die Motorgummilagerböcke bereits soweit alterungsbedingt abgesackt sind, dass die Ölwanne im Stand schon am Vorderachsquerträger aufliegt und während der Fahrt die "Auspuffgeräusche" verursacht.
- Kunde wird explizit darauf hingewiesen, dass diese Motorschieflage weitere Folgeschäden im Antriebsstrang unausweichlich nach sich ziehen wird.

Sofortiger Austausch ist zwingend anzuraten !

- Kunde möchte Fahrzeug trotzdem nicht für 2 Tage stehenlassen und macht lieber einen (Folge-)Termin nach Urlaubsfahrt in 5 Wochen.
- erneute Warnung vor Folgeschäden verpufft wirkungslos !

- Anruf des Kunden bereits nach 4 Wochen, also 1 Woche vor neuem Termin:
- "bitte dringend nach 'plötzlichen'
( :lol: ) Vibrationen im Antriebsstrang schauen und ob man den Termin evtl. vorziehen könnte ?"
- Fzg. kommt zum neuen Termin, die Durchsicht ergibt folgende Auflistung der (Folge-)schäden:

* beide Motorlagerböcke abgesackt (Ausgangsursache)
* Riß an Schweißnaht/Übergang Abgasrohr in Mittelschalldämpfer als Folge von Motorschiefstand
* Hardyscheibe am Getriebeausgang eingerissen an Übergängen zu Befestigungshülsen
* Führungsolive der Getriebeausgangswelle (geführt in gehärteter Buchse im Kardanwellenstumpf) einseitig im Durchmesser um ca. 2,5mm verringert/verschlissen
* Ausgangsrollenlager der Getriebewelle mit starken Ausbrüchen/Pitting an den Rollen stark beschädigt, Wellenführung mit deutlich erhöhtem Radialspiel ist die Folge
* Simmerring Getriebeausgang durch abgenutzte Getr.ausgangswelle (s.o.) stark undicht
* zentraler Gummilagerbock am Getriebeausgang durch austretendes Getriebeöl (siehe WeDi) aufgeweicht und abgesackt

Für den Reparaturumfang musste das Getriebe ausgebaut und komplett zerlegt werden, für den Tausch der Hauptwelle (nur noch gebraucht erhältlich) musste diese mittels Abziehern, Trennplatten und Presse von Zahnrädern, Distanzhülsen, Lagern etc. befreit werden.

Ursache / Fehlerbeschreibung:

- durch das Absacken des Motors (teilweise auch nicht vollständig seitensynchron am vorderen Ende des Antriebsstranges kippt auch der vordere Teil (Kupplungsglocke)des Getriebes nach unten während dann der Winkel des Getriebeausgangs mit abgeflanschter Kardanwelle leicht nach oben zeigt. Als unmittelbare Folge davon gibt es eine unförmige Bewegung der Hardyscheibe, welche durch diese Bewegung auch radialen Druck auf die Dichtolive nebst der dazugehörigen Führungsbuchse ausübt.

Einseitiger, starker Verschleiß (siehe Bilder) ist die Folge. Da die Abgasanlage mit einem Halter auch am Getriebe angeflanscht ist, erklärt sich damit auch der Riss an der Schweißnaht von selbst durch die eingeleitete Spannung aus dem vorderen Teil.

Fazit:
Wenn man in einem solchen Zustand noch trotzdem munter weiterfährt, da manche Treter anscheinend taub und vibrationsresistent zu sein scheinen, setzen sich die Folgeschäden sehr bald weiter nach hinten fort:

Zuerst kapituliert die Gummilagerung des Kardanwellenmittellagers, danach das Mittellager selbst und irgendwann wird auch der Differentialeingang undicht als Folge unförmiger Belastungsbewegung.

Alles fing eigentlich nur mit 2 simplen Gummilagerböcken für rd. 100 EUR an.
So eine Reparatur summiert sich dann am Ende auf einen deutlich vierstelligen Betrag, je nach Gesamtaufwand der Getriebeinstandsetzung.

Merke: Ein Auto spricht mit dem Fahrer.
Man sollte nur zuhören und nicht weghören.

Gruss,
Darius
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#5

Beitrag von Günter Paul » 23. Sep 2022, 10:34

Hallo Darius, hallo zusammen...
Wer will (kann) das denn noch bezahlen ?
Das muss dann aber ein Fahrzeug auch hergeben, einen Durchschnittswagen stellt man wohl eher ab und steigt um ?

So habe ich vor kurzem einen San-Menschen hier gehabt um einige Kleinigkeiten machen zu lassen, er hat genau eine Stunde gebraucht, hat mich gefreut bis die Rechnung kam, die rechnen , wenn jemand schnell war nicht die Stunde sondern AW, das waren dann mal eben 9 AW und entspricht somit etwa einem Stundenlohn von 120,- Euro.

Die MB Werkstatt hat bei einem Bekannten für Keilriemenwechsel 7 AW genommen, hatte 35 Minuten gedauert, wenn man es hochrechnet kommt ein Bruttopreis von rd. 198,- Euro raus.

Kann doch nur bedeuten, dass die Kisten nicht mehr in der Werkstatt landen bzw. in Schwarzarbeit in allen Bereichen enden.
Wenn man jetzt noch die 10% Inflation rechnet, die morgen nicht vorbei ist, sondern vermutlich Jahre dauern wird, dann bin ich mal gespannt, wo wir enden werden.
Merkst du das nicht auch schon an den Auftragseingängen ?
Gruß
Günter
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#6

Beitrag von DePee546 » 23. Sep 2022, 11:03

Günter, im vorliegenden Fall ging es um einen klassischen Oldtimer. Da liegen die Fahrzeugwerte eigentlich durchweg nicht unter 15k EUR.

Arbeitsstunden werden gemeinhin in 10 bzw. 12 AW unterteilt, also 1 AW gleich 6 respektive 5min.

Stundenpreise oberhalb EUR 150 bei renommierten Markenwerkstätten sind in Städten die absolute Regel mittlerweile.

Gruss,
Darius
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#7

Beitrag von Noddy » 23. Sep 2022, 11:11

Günter Paul hat geschrieben: 23. Sep 2022, 10:34 Hallo Darius, hallo zusammen...
Wer will (kann) das denn noch bezahlen ?
Das muss dann aber ein Fahrzeug auch hergeben, einen Durchschnittswagen stellt man wohl eher ab und steigt um ?

So habe ich vor kurzem einen San-Menschen hier gehabt um einige Kleinigkeiten machen zu lassen, er hat genau eine Stunde gebraucht, hat mich gefreut bis die Rechnung kam, die rechnen , wenn jemand schnell war nicht die Stunde sondern AW, das waren dann mal eben 9 AW und entspricht somit etwa einem Stundenlohn von 120,- Euro.

Die MB Werkstatt hat bei einem Bekannten für Keilriemenwechsel 7 AW genommen, hatte 35 Minuten gedauert, wenn man es hochrechnet kommt ein Bruttopreis von rd. 198,- Euro raus.

Kann doch nur bedeuten, dass die Kisten nicht mehr in der Werkstatt landen bzw. in Schwarzarbeit in allen Bereichen enden.
Wenn man jetzt noch die 10% Inflation rechnet, die morgen nicht vorbei ist, sondern vermutlich Jahre dauern wird, dann bin ich mal gespannt, wo wir enden werden.
Merkst du das nicht auch schon an den Auftragseingängen ?
Gruß
Günter
Hallo Günter :)

Du sprichst hier von Handgriffen die früher die meisten selbst gemacht haben, Keilriemenwechsel stand in der Bedienungsanleitung beschrieben. Natürlich sind die LiMas oft tricky verbaut, 35 Minuten in der Werkstatt sprechen aber für eine lösbare Aufgabe. Wer meint jeden Handgriff fremdvergeben zu müssen weil ihm seine Zeit schließlich zu schade für sowas is der muss halt die Zeit bezahlen die andere stattdessen aufwenden. Was kostet denn Deine Stunde so?

Bei Notebooks und Smartphones gibt es inzwischen Firmen die neue Geräte einem Tear- Down unterziehen um deren Reparaturfreundlichkeit festzustellen, das Thema ist sicher ausbau- und erweiterbar. Unserer Umwelt würde Reparaturfreundlichkeit sicher nicht schaden.

Grüße
Micha
#2303

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Günter Paul
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#8

Beitrag von Günter Paul » 24. Sep 2022, 09:49

Hallo zusammen...
:D Benz und Keilriemenwechsel :wink: ich fasse den Wagen nicht an obwohl ich es hier und da könnte, insofern ist es eine Wohltat, dass wir noch Fahrzeuge bewegen bei denen man Technik versteht und auch selbst anpacken kann.
Das mit den Stundenlöhnen hat mich überrascht, denn die Entwicklung in den Preisen ist nunmal da, keine Frage kommt nicht unbedingt bei den Löhnen an , was natürlich bedauerlich ist, aber das ist ein anderes Thema, vielleicht ist mir das bisher so nicht aufgefallen, weil ich als "Alt"kunde auf alles, also Arbeit und Material 20% Rabatt bekomme und das macht sich natürlich bemerkbar.
Wo wir gerade dabei sind, Architekten haben keinen Stundenlohn :mrgreen: :wink: , die müssen ihn unter Wirtschaftlichen Aspekten berechnen, jedenfalls sollte das so sein, ich glaube seit 2009 wurde es ausn der HOAI genommen, vorher gab es Angaben dazu.
In Wahrheit hüten sich Archis davor, weil alles, was man über die Honorarordnung rechnen kann wesentlich lukrativer ist und man kann eigentlich alles darüber berechnen.
Die extremen Baupreissteigerungen haben allerdings dazu geführt, dass Architekten wesentlich höhere Honorare bei gleichem Leistungsaufwand erzielen weil sich die Berechnungen an den Baukosten orientieren und jetzt mal ein Hinweis an Bauwillige, das ist der Grund, warum seit einigen Monaten die Gebührenordnung nur noch als Leitfaden zu sehen ist, sie ist nicht mehr bindend, Vergütungen können jetzt in Anlehnung frei verhandelt werden.
So ist dann ein MG Forum auch mal mit anderen Informationen nützlich :D
Gruß
Günter
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Re: Kostspielige Erfahrungen, part 1....

#9

Beitrag von Glacier-Express » 28. Sep 2022, 10:45

Ich habe hier noch ein Getriebe dieses Herstellers liegen, da ist das Ausgangslager aus dem hinteren Gehäusedeckel gebrochen (vor Jahren auf ebay geschossen; der Verkäufer wollte nicht sagen, wie das passiert ist).
Wer nicht hören will, wird es fühlen. Und wer sich dann noch immer nicht unters Auto legt, sieht halt nicht den eingerissenen Guibo, die eingerissene Gummilagerung des Kardan-Mittellagers oder die lommeligen Kreuzgelenke... :shock:
Happy Motoring!

Christian

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MGDC-Mitglied #2459

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