Kleiner Bericht vom Fahrsicherheitstraining beim ADAC in Grevenbroich:
Meine Vorfreude auf das Fahrsicherheitstraining war groß. Den MGB mal etwas sportlicher zu bewegen und das Verhalten in Fahrsituationen kennenlernen, die man im Allgemeinen lieber vermeidet - genau das verspricht (und hält) ein solcher Tag.
Dabei fing mein Tag nicht besonders gut an.
Auf den letzten Kilometern meines Rückweges vom MGB60 Event vor zwei Wochen, hatte ich einen plötzlichen Leistungsverlust (2000km lief der Motor wie Schmitz-Katze - genau 10km vor der Grenze vor Aachen kam ging über 120km/h nichts mehr). Daher habe ich diese Woche nochmal das Ventilspiel korrigiert (war zum zweiten Mal dieses Jahr nicht in Ordnung), Zündung, Vergaser, Benzinfilter gecheckt sowie eine Kompressionsprüfung und einen Ölwechsel gemacht. Die Probefahrt danach über 20km zeigte auch keinerlei Probleme mehr.
All das hat leider nichts gebracht. Obwohl mein MG heute Morgen wie immer gut ansprang und auch die ersten Kilometer auf der Autobahn gut lief, setzte plötzlich bei ca Tempo 150, ich kann es nur als kratzend beschreiben, ein Geräusch im Motor ein. Zeitgleich konnte ich mehr als deutlich Ölgeruch von der PCV-Entlüftung wahrnehmen. Wenige Augenblicke später dann auch Leistungsverlust. Also zurück in die Garage und Wechsel auf meinem Mini Cooper. Den hatte ich nicht extra "fein" gemacht für den Tag - ich fahre ihn als DailyDriver und der letzte Service ist 3+ Monate her.
Ralph hatte im Vorfeld nach unseren Erfahrungen und "Vortrainings" gefragt. Ich habe zwar vor vielen Jahren mal ein ADAC-Training mit einem Firmenwagen gemacht und durfte u.a. auch an Porsche Driver Experience Days am Hockenheimring teilnehmen - bin aber froh, dass ich mich selbst in die Rookie Gruppe eingestuft habe. Durch den Ausfall des MGB und Fahrzeugwechsel kam ich ein paar Minuten zu spät, aber noch genau richtig für die Vorstellungsrunde unserer Gruppe aus 5 Autos. Diese bestand aus zwei MGBs (1970 und 1976), einem erstklassig restaurierten Citroën CX Athena von 1985, einem 2018er Fiat 500 und sowie nun meinem 1991er Mini Cooper.
Nach kurzer Einweisung unserer Trainer Alex und Sven ging es schon in die Autos und auf das Testgelände. Erste einfache Übung: Vollbremsung auf nasser Fahrbahn - wobei das Wasser nur da war, um die Reifen zu schonen. Und das war schon mal eine Erfahrung. Ich denke die meisten von uns haben sich an ABS in modernen Autos gewöhnt. Falls man dann mal extrem in die Tastatur treten muss, dann geht es mit Sicherheit geradeaus weiter und die Räder blockieren nicht.
Im Oldtimer ohne ABS ist das deutlich anders. Vier der Autos unserer Gruppe hatten kein ABS. Aber mit gut eingestellten Bremsen rutschten diese zumindest geradeaus weiter - solange mal auch wirklich den Fuss auf der Bremse stehen lässt. Mein Mini fand es aber eleganter im 30% bis 45% Winkel mit der Fahrerseite voran zu rutschen. Klarer Fall von schlecht eingestellter hinterer Bremse.
Trainer Sven sagte es nochmal klar: Das bessere Reifenprofil sollte immer HINTEN sein und Bremswirkung sollte getestet und links und rechts gleichmäßig sein. Ein Todo für nächste Woche.....
Auch wenn Selbst- und Fremdbild für die folgenden Übungen wahrscheinlich weit auseinander gehen - bei Slalom und dem "kleinen Rundkurs" fühlte ich mich im Mini im richtigen Element. Wer schon mal einen (classic) Mini gefahren ist, der weiß - das Ding ist fast wie ein Go-Kart bei der Lenkung und schiebt über die Vorderräder, wenn man zu schnell ist. Das macht es einer Meinung nach einfach ein Gefühl für das Auto und die Abmessungen zu bekommen. Die (wenn überhaupt) 63PS Leistung bringen trotzdem richtig Spaß und eine relativ gute Linie findet sich schnell.
Das war auch genau der Teil, den ich auf meinem MGB erleben wollte. 118PS mit Heckantrieb bewegen sich auf der Strecke mit Sicherheit komplett anders. Das gilt auch für die Übung, die ich am schlechtesten in der Gruppe hinbekommen habe. Ich nenne Ihn mal: "Tim's Kampf mit dem
kammischen Kreis!!!"
Worum geht es? Man fährt bergab in eine Kurve mit Tempo 50 auf feuchter Fahrbahn und ab einem Tor muss man bremsen und zum Stand kommen. Tritt man komplett in die Bremse und hat kein ABS, dann fliegt man raus. Wer nun sagt: "Stotterbremse" - nein, das ist NICHT die Antwort - sondern ein schneller Wechsel zwischen Vollbremsung, lösen der Bremse und ausreichender (!!!) Lenkbewegung und erneuerter Bremsung. Dabei immer die Augen auf den Punkt zu den man hin soll - nicht auf den man sich bewegt. Einfacher gesagt als getan. Der moderne Fiat 500 mit ABS bricht war nicht aus, braucht aber mehr Strecke. Die schöne CX machte das mehrfach richtig gut und auch die beiden MGB Fahrer (hier aus dem Forum) hatten das definitiv besser raus als ich. Von etlichen meiner Versuche gab es nur zwei mit denen ich halbwegs zufrieden war.
Meine Meinung: Allein für diese Übung lohnt sich das Training. Viele von uns werden kurvige Strecken über Wald und Wiesen auf Landstraßen im MG bevorzugen. Wie schnell kann da Hindernis in oder nach einer Kurve und auf vielleicht noch feuchter Fahrbahn vorkommen? Im Rheinland sagt man "Et is noch immer jot jejange" - Tatsache ist aber: In einer solchen Situation hilft nur Übung - nicht phlegmatische Lebensart. Und das bedeutet: Hast Du kein ABS im Auto - dann muss man diese Art von bremsen mal üben!!!!
Fahrdynamikplatte (nettes Wort für eine Metallplatte, welche das Hinterteil eines Autos aus der Fahrt rumreißt,... ) und ungebremstes Ausweichmanöver sahen im Vorfeld auf den Youtube Videos spektakulär aus, waren aber zumindest gefühlt im Mini gut zu meistern.
Insgesamt ein uneingeschränkt empfehlenswertes Training. Ich werde das definitiv nochmal machen - dann hoffentlich wie vorgesehen auf einem MG.
Vielen Dank Ralph für die Organisation und das Teilen der Einladung hier. Ich hoffe stark, dass wir beim nächsten Mal eine größere Gruppe MG aller Baureihen zusammenbekommen.
Gruß
Tim
PS: Jetzt geht es an die Diagnose meines MGB....
