MGB und Zuverlässigkeit
Verfasst: 4. Mär 2022, 12:12
Hallo liebe MG’ler,
nach 2 Jahren MGB GT MKI, den ich außer im Winter wenn gestreut wurde,
als Daily Driver nutze, möchte ich einmal eine Lanze für unsere Eisenschweine
brechen was die Zuverlässigkeit angeht und einen kurzen Überblick über das geschehene geben.
Ich war zuerst sehr skeptisch ob ein über 55 Jahre altes Fahrzeug als Alltagswagen taugen kann,
aber in Ermangelung von schwereichen Eltern, oder anderen immerwährend sprudelnden Geldquellen
– soll heißen für ein drittes KFZ im Fahrzeugpool meiner Frau und mir fehlten die Mittel,
wenn wir uns einen gescheiten Oldie für um die 20 K anschaffen –
wollte ich es dennoch wagen.
Denn die Alternative wäre gewesen, den Traum vom Oldie bis zur Rente zu verschieben.
Und das wollte ich auf keinen Fall.
Also informierte ich mich, unter anderem auch hier im Forum über dieverse Modelle und Möglichkeiten
und ging ab Sommer 2019 auf die relativ lange Suche.
Gekauft habe ich den kleinen Roten Baujahr 1966 dann im März 2020, damaliger Kilometerstand
war 40280 km (sehr wahrscheinlich eher 140280 km lässt sich aber leider nicht nachvollziehen).
Das Auto war Erstzulassung in Schweden wo es 1997 einer belegbaren Komplettrestauration
(Frame off) unterzogen wurde und kam 2017 nach Hamburg. Dort stand er mehr oder weniger
nur in einer Garage zum Verstauben rum und wurde vom Vorbesitzer 2019 in die Pfalz geholt.
Der gute Mann steckte noch einiges in den MG, unter anderen wurde für belegbare fast 4400 €
(inkl. Einbau) ein Original Britax Faltschiebedach nachgerüstet. Leider musste er feststellen,
dass man mit der Konstellation Mitte 60, knapp 180 cm groß und über 120 Kilogramm schwer,
beim Ein- und Austeigen bequemere Oldtimer fahren kann. Ob aus eigener Einsicht, oder Drängen seiner
Frau geschuldet, entschloss er sich einen Rover P5 zu ergattern und den GT zu verkaufen.
Das war mein Glück.
Nach einigen Telefonaten, Bildern und Wertgutachten fuhr ich im Febraur 2020 in die Pfalz zur Besichtigung.
Nach der eingehenden Begutachtung, dem obligatorischen Bühnengang und der Probefahrt war klar
„ DER “ soll es sein! Kein Blender, kein Show and Shine Car, aber ein ehrlicher Wagen mir allen verbauten
Originalteilen (Matchiung Numbers Motor, Getriebe, Achsen, Diff. usw.), technisch scheinbar gut,
optisch gut mit ein paar kleineren Lackmacken, aber nichts Tragisches. Die anderen Vergleichskandidaten
waren mir entweder nicht original genug, oder wiesen offensichtliche Mängel auf deren evtl. tiefgreifenden
Ursachen mir zu komplex erschienen um sie ohne kostenintensiven Aufwand zu beseitigen.
Nach kurzer Verhandlung wurde der Verkauf mit Handschlag bestätigt, ich zahlte etwas an
und machte mich freudig auf den über 400 Kilometer langen Weg nach Hause.
Mitte März 2020, also leider mitten in der ersten Hoch-Coronazeit mit allen drastischen Einschränkungen,
holte ich den MG auf eigener Achse über fast ausgestorbenen Autobahnen und verweiste Raststätten zu mir nach Haus.
Die Fahrt war schon ein Erlebnis. Ich wusste ja und hatte das auch auf der Probefahrt bemerkt, dass ein MGB nicht
sehr komfortabel ist, aber das ein Fahrwerk sowas von bockig ab Tempo 90 wird und ab 120 kaum noch zu fharen war
kam mir schon ein wenig komisch vor.
Auch sprang ab und an beim Gas geben im 4 Gang der Overdrive raus, was mich auf Grund der dann vorherrschenden
Drehzahl doch das ein oder andere mal zusammen zucken ließ ließ. Na ja nach knapp 5 Stunden war ich Zuhause und das ohne
liegen zu bleiben.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Fahrwerk doch nicht so bockig ist, wenn der richtige
Luftdruck auf den Pneus ist. Ich hatte den Vorbesitzer darum gebeten, am Tag, wenn ich den Wagen abhole doch
bitte alle Flüssigkeitstände und die Reifen zu prüfen, um selber Zeit zu sparen.
Bis auf die Reifen hat er auch alles perfekt kontrolliert und vorbereitet. Leider hatten die Reifen noch wegen der Überwinterung
zwischen knapp 3,7-4,2 bar Luftdruck um einen Standplatten zu verhindern und ich weiß jetzt wie sich das Fahren damit anfühlt
Nach ein paar Tagen regelmäßigen Fahrens und nachfüllen von ein wenig Getriebeöl erledigte sich auch das Herausspringen des OD.
In den nächsten Wochen beschäftigte ich mich mit der Technik und kontrollierte alles was mir
technisch möglich war. Bis auf die Batterie und die lahme Lichtmaschine ( diese Mängel wurden mir vom Vorbesitzer auch nicht verschwiegen ) war der kleine Rote technisch in einen echt guten Zustand. Kleinere Mängel wie nicht mehr taufrische Fahrwerksbuchsen und die an 1-2 Stellen
fragwürdig verlegten Kabel konnte ich erst einmal ignorieren.
Im Laufe der 2 Jahre habe ich jetzt knapp 24.000 Kilometer mit dem Oldie zurückgelegt. Dazu gehört die tägliche Fahrt zur Arbeit
und zurück ( ca. 45 Kilometer ) aber auch Wochenend- und kurze Urlaubstouren.
Ein einziges Mal blieb ich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause kurz nach dem Starten liegen. Das Problem hatte sich aber
innerhalb 5 Minuten geklärt, eine schlechte Steckverbindung an der Zündspule war die Ursache und schnell vor Ort repariert.
Nachfolgend eine PDF-Liste mit den Wartungen, Reparatur- und Ersatzteilen die ich in den letzten 2 Jahren durchgeführt habe.
Davon war mit Sicherheit nicht alles zwingend notwendig, aber Ihr wisst wie es ist. Hat man erst einmal den ersten Arbeitsaufwand
betrieben, denkt man sich meist „bevor ich das wieder zusammen schraube, kann ich auch gleich ein neues Teil einbauen, wer weiß wie
lange das alte noch hält … „
Es hat ( fast ) immer Spaß gemacht in die relativ einfache Technikwelt meines kleinen Roten ab zu tauchen.
Bis auf die Überholung von Heizung und Gebläse. Ich war durch das Forum ja vorgewarnt, aber diese Fummelei und die immer
wiederkehrenden Schwierigkeiten Niederlagen und damit verbundenen Demütigungen meiner Schrauberehre musste ich erst einmal verdauen.
Ach so… und dann noch die Entfernung einer komplett dullen und verklemmten Fettkappe aus den vorderen Speichenradadaptern.
Das hat mich mit organisieren und selber bauen von angepassten “Spezialwerkzeug“ statt 10 Minuten komplett 3 Tage beschäftigt.
Das brauch ich wirklich nicht noch einmal.
Doch dank meines anfangenden Altersstarsinns und der mannigfaltigen Hilfe von Euch hier im Forum, war alles andere mit Spaß machbar.
Über das Fahrgefühl und die Freude am kleinen Roten muss ich glaube ich abschließend nicht philosophieren, nur so viel…
Meist habe ich beim Fahren ein Lächeln im Gesicht.
Sollte der Tag auch noch so besch… gewesen sein. Spätestens nach ein paar Kilometern im MG, am besten mit Dach auf und dem
anschließendem Lächeln und Daumen hoch von anderen Verkehrsteilnehmern in Ihren nicht mehr zu unterscheidenden Neuzeit KFZ,
ist die Welt für mich wieder in Ordnung.
Also Euch Danke für die Hilfen, immer ne Handbreit Sprit im Tank, genug Luft und Zündfunken und eine hoffentlich nie versiegende Ersatzteilversorgung für unsere Schätzchen.
Bleibt gesund, wir sehen, lesen und hören uns
Gruß Joerg
nach 2 Jahren MGB GT MKI, den ich außer im Winter wenn gestreut wurde,
als Daily Driver nutze, möchte ich einmal eine Lanze für unsere Eisenschweine
brechen was die Zuverlässigkeit angeht und einen kurzen Überblick über das geschehene geben.
Ich war zuerst sehr skeptisch ob ein über 55 Jahre altes Fahrzeug als Alltagswagen taugen kann,
aber in Ermangelung von schwereichen Eltern, oder anderen immerwährend sprudelnden Geldquellen
– soll heißen für ein drittes KFZ im Fahrzeugpool meiner Frau und mir fehlten die Mittel,
wenn wir uns einen gescheiten Oldie für um die 20 K anschaffen –
wollte ich es dennoch wagen.
Denn die Alternative wäre gewesen, den Traum vom Oldie bis zur Rente zu verschieben.
Und das wollte ich auf keinen Fall.
Also informierte ich mich, unter anderem auch hier im Forum über dieverse Modelle und Möglichkeiten
und ging ab Sommer 2019 auf die relativ lange Suche.
Gekauft habe ich den kleinen Roten Baujahr 1966 dann im März 2020, damaliger Kilometerstand
war 40280 km (sehr wahrscheinlich eher 140280 km lässt sich aber leider nicht nachvollziehen).
Das Auto war Erstzulassung in Schweden wo es 1997 einer belegbaren Komplettrestauration
(Frame off) unterzogen wurde und kam 2017 nach Hamburg. Dort stand er mehr oder weniger
nur in einer Garage zum Verstauben rum und wurde vom Vorbesitzer 2019 in die Pfalz geholt.
Der gute Mann steckte noch einiges in den MG, unter anderen wurde für belegbare fast 4400 €
(inkl. Einbau) ein Original Britax Faltschiebedach nachgerüstet. Leider musste er feststellen,
dass man mit der Konstellation Mitte 60, knapp 180 cm groß und über 120 Kilogramm schwer,
beim Ein- und Austeigen bequemere Oldtimer fahren kann. Ob aus eigener Einsicht, oder Drängen seiner
Frau geschuldet, entschloss er sich einen Rover P5 zu ergattern und den GT zu verkaufen.
Das war mein Glück.
Nach einigen Telefonaten, Bildern und Wertgutachten fuhr ich im Febraur 2020 in die Pfalz zur Besichtigung.
Nach der eingehenden Begutachtung, dem obligatorischen Bühnengang und der Probefahrt war klar
„ DER “ soll es sein! Kein Blender, kein Show and Shine Car, aber ein ehrlicher Wagen mir allen verbauten
Originalteilen (Matchiung Numbers Motor, Getriebe, Achsen, Diff. usw.), technisch scheinbar gut,
optisch gut mit ein paar kleineren Lackmacken, aber nichts Tragisches. Die anderen Vergleichskandidaten
waren mir entweder nicht original genug, oder wiesen offensichtliche Mängel auf deren evtl. tiefgreifenden
Ursachen mir zu komplex erschienen um sie ohne kostenintensiven Aufwand zu beseitigen.
Nach kurzer Verhandlung wurde der Verkauf mit Handschlag bestätigt, ich zahlte etwas an
und machte mich freudig auf den über 400 Kilometer langen Weg nach Hause.
Mitte März 2020, also leider mitten in der ersten Hoch-Coronazeit mit allen drastischen Einschränkungen,
holte ich den MG auf eigener Achse über fast ausgestorbenen Autobahnen und verweiste Raststätten zu mir nach Haus.
Die Fahrt war schon ein Erlebnis. Ich wusste ja und hatte das auch auf der Probefahrt bemerkt, dass ein MGB nicht
sehr komfortabel ist, aber das ein Fahrwerk sowas von bockig ab Tempo 90 wird und ab 120 kaum noch zu fharen war
kam mir schon ein wenig komisch vor.
Auch sprang ab und an beim Gas geben im 4 Gang der Overdrive raus, was mich auf Grund der dann vorherrschenden
Drehzahl doch das ein oder andere mal zusammen zucken ließ ließ. Na ja nach knapp 5 Stunden war ich Zuhause und das ohne
liegen zu bleiben.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Fahrwerk doch nicht so bockig ist, wenn der richtige
Luftdruck auf den Pneus ist. Ich hatte den Vorbesitzer darum gebeten, am Tag, wenn ich den Wagen abhole doch
bitte alle Flüssigkeitstände und die Reifen zu prüfen, um selber Zeit zu sparen.
Bis auf die Reifen hat er auch alles perfekt kontrolliert und vorbereitet. Leider hatten die Reifen noch wegen der Überwinterung
zwischen knapp 3,7-4,2 bar Luftdruck um einen Standplatten zu verhindern und ich weiß jetzt wie sich das Fahren damit anfühlt
Nach ein paar Tagen regelmäßigen Fahrens und nachfüllen von ein wenig Getriebeöl erledigte sich auch das Herausspringen des OD.
In den nächsten Wochen beschäftigte ich mich mit der Technik und kontrollierte alles was mir
technisch möglich war. Bis auf die Batterie und die lahme Lichtmaschine ( diese Mängel wurden mir vom Vorbesitzer auch nicht verschwiegen ) war der kleine Rote technisch in einen echt guten Zustand. Kleinere Mängel wie nicht mehr taufrische Fahrwerksbuchsen und die an 1-2 Stellen
fragwürdig verlegten Kabel konnte ich erst einmal ignorieren.
Im Laufe der 2 Jahre habe ich jetzt knapp 24.000 Kilometer mit dem Oldie zurückgelegt. Dazu gehört die tägliche Fahrt zur Arbeit
und zurück ( ca. 45 Kilometer ) aber auch Wochenend- und kurze Urlaubstouren.
Ein einziges Mal blieb ich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause kurz nach dem Starten liegen. Das Problem hatte sich aber
innerhalb 5 Minuten geklärt, eine schlechte Steckverbindung an der Zündspule war die Ursache und schnell vor Ort repariert.
Nachfolgend eine PDF-Liste mit den Wartungen, Reparatur- und Ersatzteilen die ich in den letzten 2 Jahren durchgeführt habe.
Davon war mit Sicherheit nicht alles zwingend notwendig, aber Ihr wisst wie es ist. Hat man erst einmal den ersten Arbeitsaufwand
betrieben, denkt man sich meist „bevor ich das wieder zusammen schraube, kann ich auch gleich ein neues Teil einbauen, wer weiß wie
lange das alte noch hält … „
Es hat ( fast ) immer Spaß gemacht in die relativ einfache Technikwelt meines kleinen Roten ab zu tauchen.
Bis auf die Überholung von Heizung und Gebläse. Ich war durch das Forum ja vorgewarnt, aber diese Fummelei und die immer
wiederkehrenden Schwierigkeiten Niederlagen und damit verbundenen Demütigungen meiner Schrauberehre musste ich erst einmal verdauen.
Ach so… und dann noch die Entfernung einer komplett dullen und verklemmten Fettkappe aus den vorderen Speichenradadaptern.
Das hat mich mit organisieren und selber bauen von angepassten “Spezialwerkzeug“ statt 10 Minuten komplett 3 Tage beschäftigt.
Das brauch ich wirklich nicht noch einmal.
Doch dank meines anfangenden Altersstarsinns und der mannigfaltigen Hilfe von Euch hier im Forum, war alles andere mit Spaß machbar.
Über das Fahrgefühl und die Freude am kleinen Roten muss ich glaube ich abschließend nicht philosophieren, nur so viel…
Meist habe ich beim Fahren ein Lächeln im Gesicht.
Sollte der Tag auch noch so besch… gewesen sein. Spätestens nach ein paar Kilometern im MG, am besten mit Dach auf und dem
anschließendem Lächeln und Daumen hoch von anderen Verkehrsteilnehmern in Ihren nicht mehr zu unterscheidenden Neuzeit KFZ,
ist die Welt für mich wieder in Ordnung.
Also Euch Danke für die Hilfen, immer ne Handbreit Sprit im Tank, genug Luft und Zündfunken und eine hoffentlich nie versiegende Ersatzteilversorgung für unsere Schätzchen.
Bleibt gesund, wir sehen, lesen und hören uns
Gruß Joerg