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Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 8. Mai 2010, 23:04
von Ralph 7H
Hallo zusammen,
bisher lese ich hier immer etwas über Dämpfer und Stabilisatoren. So weit so gut.
Bei meinen Autos gibt es zusätzlich noch Federn vorne und hinten (!!), anti trump bars etc..
Dämpfer alleine tauschen oder einen dickeren Stabi vorne zu montieren, eine allgemein übliche Vorgehensweise, hat aber wenig mit Fahrwerksabstimmung beim B zu tun. Hier gilt immer noch: keep the tail soft.
Wenn man dann anfängt zunächst mit dickeren Reifen, Tieferlegungsblöcken und Polybuchsen zu 'optimieren' und anschließend feststellt, dass man ein beschissenes Fahrverhalten vorfindet, hat man sich da eine 'gute' Abstimungen gebaselt, das Pferd buchstäblich vom Schwanz her aufgezäumt

. Dann helfen auch keine Gaz, Koni, Billstein, Sachs oder Spax als ultima ratio! Viel hilft viel trifft hier nicht zu!!!
Bei den Federn gibt es eine reichhaltige Auswahl, die eigentlich keine Wünsche offen lässt. Kombiniert mit den richtigen Ventilen in den Hebeldämpfern lassen sich damit Abstimmungen erreichen, die selbst auf der Rundstrecke gegenüber den Verschlimbesserungen deutlich überzeugen, ohne eine Brecheisen als Stabi einbauen zu müssen.
OK, mein 75er Roadster hat vorne steifere und kürzere Federn, einen Serienstabi aus dem GT und Spax auf Stufe 3, hinten weiche Rundstreckenfedern und Spax auf Stufe 2, der V8 Serienfeden vom 73er GT, 30% upgrade valves in den Hebedämpfern und hinten sind die Spax auf Stufe 2. der Stabi vorne ist ein 3/4" aus dem handling kit. Beide Autos stehen auf 175ern. In Anbetracht der Prüfstandleistungen, 123 PS beim 1868er Roadster, 184 PS beim 3,5er V8 habe ich keinerlei Probleme damit recht zügig um jede Ecke zu kommen, obwohl der GT immer noch zu hart auf der Hinterhand steht (Federn einen Tick zu hart und vorne auf den Frontline vallance wartet), lässt er sich aber schön kontrolliert quer fahren

und der Roadster überrasch positiv, selbst im Vergleich mit modernen Autos.
Wer meint, man könne ein überholungsbedürftiges Fahrwerk mit anderen Dämpfern oder einem dickeren Stabi 'ausnorden', sollte nochmals die Grundlagen durchlesen und dann seine Hausaufgaben machen, sonst wirds irdenwann möglicherweise kritisch...
Gruß vom Niederrhein
Ralph
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 9. Mai 2010, 17:00
von Brandy MGV8
Brandy MGV8 hat geschrieben:Hallo Nafets,
das härter stellen der Konis bringt nur ein strafferes Fahrwerk, aber wenig Änderung im Über - oder
Untersteuern. Im Gegenteil kann das Untersteuern noch verstärkt werden.
Abhilfe würde ein (dickerer - falsch) Stabi an der Vorderachse bringen. Sollte dadurch das Unterst. nicht beseitigt sein, hilft nur den hinteren Stabi wieder einbauen.
Wenn jetzt die Übersteuerneigung noch zu stark ist hilft wieder ein noch dickerer Stabi vorne!
Beste Grüße
Brandy
Hallo Depee, Nafets, usw,
da hat sich leider ein dummer Fehler eingeschlichen!!!
Natürlich muss es heissen "Abhilfe würde ein
dünnerer Stabi an der Vorderachse bringen"!
Sorry
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 16. Mai 2010, 18:15
von nafets
Liebe MGler und Fahrwerksprofis,
habe aus Euren Beiträgen viel gelernt und immer noch Fragen:
Welche Auswirkungen hat eine Tieferlegung vorne mir kürzeren und härteren Federn (wie bei meinem Ex-GummiMGB): der Winkel der Querlenker wird verändert und damit der Sturz(?). Wie wirkt sich das auf das Fahrverhalten in Kurven aus?
Hat die Tieferlegung hinten durch flachere Federn Vorteile gegenüber den einfachen Tieferlegungsblöcken?
Was sind Rundstreckenfedern?
Viele Grüße,
Stefan
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 17. Mai 2010, 17:49
von Ralph 7H
Hallo Stefan,
soweit du leistungsmäßig nicht richtig großzügig viereckiges Geld in die Hand nimmst, sind die Fahrwerksmodifikationen an den Federn und Dämpfern die Maßnahmen, die am häufigsten überschätzt werden, bei den meisten B's wenigstens. Eine Ausnahme macht da nur der 1974 1/2 und der 75er, die höhergelegt und ohne Stabis zu den Händlern rollten. 62er und 63er hatten teils sowas auch nicht, aber waren leichter und hatten einen tieferen Schwerpunkt.
Ein normaler Gummi-B kann vorne sehr gut mit dem Stabi aus dem GT zurecht kommen. Kürzere Federn vorne ändern zwar die Geometrie und eine Spurvermessung wird nach Einbau unerlässlich, problematisch wir dabei aber nichts und vorne etwas härter gefedert gefällt mir bei meinem Roadster ganz gut.
Hinten gilt nach wie vor: keep the tail soft!
Tieferlegungsfedern mit umgedrehten Augen für die Gummibuchsen vorne werden im Handel angeboten. Moss hat sie und liefert auch Wettbewerbsfedern, die weicher sind als die Serienteile. Sowas gibt es dann auch noch in unterschiedlichen Ausführungen für die erwünschte Tieferlegung. Was das aber angeht, ist die (rechnerisch nachvollziehbare) Theorie leider oft ein 'Opfer' der Praxis und das Heck sackt nach dem Federtausch nicht im gewünschten Maß. Beilageblöcke sind dann die Wahl.
Mein offener 75er B hat vorne die kurzen 550er Federn und Spax zusätzlich den GT-Stabi, hinten die TMG-Federn für den RB mit 1' Tieferlegung und 1' Aluklötze und natürlich auch die Spax. Die Räder sind normale 175er. Auf dem Prüfstand beträgt die Hinterachsleistung etwas mehr als serienmäßig in den Papieren ausgewiesen ist. Sowas passiert eben manchmal, wenn man einen Motor sorgfältig optimiert und überholt.
Mit etwas über 120 Rad-PS bereitet mir dieser 75er B mit dem beschriebenen Fahrwerk jedoch keinerlei Probleme.
Hope this helps
Ralph
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 19. Mai 2010, 22:12
von nafets
Hallo Ralph,
120 Rad-PS! Wie hast Du das geschafft? Wenn ich mir Peter Burgess`"Power Recipes" ansehe, geht ohne big bore nichts über 90 PS am Hinterrad! roller rocker? race cam? Kompressor?
Viele Grüße,
Stefan
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 20. Mai 2010, 11:41
von Ralph 7H
Hallo Stefan,
das geht schon, bedeutet aber viel Arbeit und Zeit.
Zylinderkopf und Kanäle, Ventile, Ventilsitze und Führungen, Federn und Federteller erleichterter Ventiltrieb, tubular pushrods, leichtere Stößel, Piper Nockenwelle mit 292° (vom Blank), erleichterte Kurbelwelle und Pleuel, erleichtertes Schwungrad, Flachkolben mit erhöhter Verdichtung, geänderte Steuerkette, Ölpumpe, Verteiler, Wasserpumpe, angepasstes größeres Saugrohr und passender Auspuffkrümmer (Aufwand Vergleichbar einer Racebearbeitung des Zylinderkopfs) mit Peco Big bore, HIF6 Vergaser mit Einlauftrichtern und geänderten Federn und Nadeln, K&N Filter, geänderte Lichtmaschine, Leyland Special Tuning Verteiler, Elektrolüfter und geänderte Kraftstoffpumpe.
Das ganze auf 1/10 Gramm angepasst, gewuchtet und beim Zusammenbau mit der Messuhr kontrolliert, wieder zerlegt, angepasst und erneut montiert, gemessen... etc.
Sowas kann man durchaus machen, machen lassen würde aber den Wert eines guten B's erreichen, vielleicht überschreiten und wird daher nicht ohne Nachfrage angeboten. Hinzu kommen Regularien der Rennserien, die Leistungsgrenzen setzen, wenn sie beachtet werden müssen schränkt das die Leistungsausbeute natürlich auch etwas ein.
Neben dem Aufwand am Motor kommen noch Bremsen, Fahrwerksbuchsen, Federn, Stabi, Dämpfer etc. zur Rechnung.
Gruß vom Niederrhein
Ralph
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 20. Mai 2010, 13:01
von Rellek
Schönen guten Tag zusammen!
Jetzt möchte ich auch mal meinen Senf zu dem Thema Koni an der Hinterachse dazu geben. Sicherlich kann ich mit den hier qualifizierten Beiträgen nicht Schritt halten, da ich selbst wenig schraube und mehr fahre.
Erst ein mal ein paar Worte zu meinem Fahrzeug: MGB Roadster Baujahr 65. Laut Vorbesitzer ca. 120 PS an der Hinterachse gemäß Prüfstand. Ich würde zwar sagen er hat nur ungefähr 110 PS - aber na ja....
Der Wagen hatte bei Kauf Konis an der Hinterachse und ich war eigentlich ganz zufrieden, außer mit dem Komfort und mit dem gelegentlichen "Springen/Versetzen´" der Hinterachse in Kurven.
Ich habe das Thema mit einem Experten für MGB durchgesprochen und der hat mir ein Bilstein-Fahrwerk empfohlen. Gesagt getan, das Bilstein-Fahrwerk wurde eingebaut (plus einige andere Modifikationen).
Das Ergebnis ist beeindruckend: Der Wagen liegt in der Kurve wie ein Go-Kart, trotzdem reagiert er gutmütig wenn man es mal übertreibt ( Obwohl ich festgestellt habe, dass ich mich weniger traue als das Fahrwerk zulässt

)
Der Komfort wurde gleichzeitig deutlich verbessert und der Wagen schluckt auch starke Unebenheiten sehr gut.
Der endgültige Test war jetzt die Rallye Korsika: In den Kurven (und eigentlich sonst auch), konnte keines der teilnehmenden Fahrzeuge mithalten - nach 2 Tagen machten schon die meisten freiwillig Platz, wenn ich von hinten ankam... :lol: Kann natürlich auch daran liegen, dass einige sich nicht trauten oder die Beifahrerin nicht so 100% cool blieb..... Obwohl, die meisten haben es schon versucht.
Der MG zeigte während der gesamten Fahrt keinerlei Probleme im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrzeugen - ausgenommen ein MGA aus Wien, ein MG-TC aus der Schweiz und ein Volvo P1800 aus der Schweiz - na ja, die Bergstraßen auf Korsika sind teilweise wirklich in einem Zustand, der alle Mängel an einem Auto gnadenlos offenlegt und seien es auch nur kleinere Mängel, wie Aufhängungen von Rückfahrscheinwerfern!.
Übrigens habe ich im Zuge der Fahrwerkmodifikationen auch eine 123-Ignition einbauen lassen. Die 123-Ignition hat die ca. 4000km (Inklusive An- und Abfahrt auf eigener Achse) klaglos mitgemacht. Wettermäßig war alles dabei: von wolkenbruchartigen Regenfällen (fast die gesamte An- und Abfahrt) und strahlenden Sonnenschein.
Beste Grüße und der Sommer soll sich ja nun doch am Wochenende kurz zeigen
Max
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 20. Mai 2010, 19:15
von nafets
Hallo Ralph,
leider kein einfaches Rezept! Bei soviel Aufwand seien Dir die 120 PS (neidvoll) gegönnt.
Viele Grüße,
Stefan (mit 86 Achs-PS bei IOZ)
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 21. Mai 2010, 08:28
von Rellek
Hallo Rainer,
zu Deinen Anmerkungen:
die Konis sind doch einstellbar, von weich bis mittelhart. Da brauch man doch nicht gleich neukaufen.
Neu gekauft habe ich die Konis ja auch nicht :lol: , das Bilstein-Fahrwerk ist deutlich überlegen in Sachen Straßenlage UND Komfort - da ich jahrelang mit Konis fuhr kenne ich den Unterschied. Die Konis sind sicherlich für normale Ansprüche ein guter Kompromiss gegenüber dem Standard, aber es geht eben, wie immer im Leben, auch besser. Bin mir jedoch nicht sicher, ob die Sache etwas für Selbstschrauber ist, aber da kann ich wiederum nicht mitreden, da ich es definitiv nicht kann - aber das heißt sicherlich nichts (bevor ich hier haufenweise Beschwerdepost bekomme)
Korsika-Rallye. Nasskalt und alle 200Meter eine Kurve?
Habe nicht geschrieben, dass die Korsika-Rallye nasskalt war - hauptsächlich die An- und Abfahrt (Wer lesen kann ist auch hier im Vorteil) :lol: Bin jedenfalls braungebrannt zurückgekommen, wenn es auch auf Korsika Zeiten gab, bei denen es gut war ein Verdeck zu haben
Nur alle 200 Meter eine Kurve?! - heisst auf Korsika Autobahn.

Empfehle Dir mal einen Ausflug dahin, aber lieber nicht zur Saison...!
Bist Du beim ADAC oder DAVC gefahren? Mit dem dritten kommerziellen Anbieter hörte ich, da gabs richtig ärger, da er nur 15 Autos zusammen bekam und er nicht so wirklich auf seine Kosten kam
Diesen dritten kommerziellen Anbieter von dem Du redest kenne ich nicht - bei uns waren es deutlich mehr - so ist das eben mit dem Hörensagen
Beste Grüße und schöne sonnige Pfingsten!
Max
Re: Koni an der Hinterachse
Verfasst: 30. Mai 2010, 09:32
von nafets
Nochmal zu den Konis und Über- vs Untersteuern: Habe nun die Konis hinten um eine Umdrehung härter gestellt und damit eine leichte Übersteuertendenz, wie gewünscht. Als einziger Nachteil kommt ein geringer Traktionsverlust hinzu, wie von Euch prognostiziert.
Vielen Dank an alle für die interessanten und hilfreichen Diskussionsbeiträge!
Stefan