Marktübersicht

Der Name sagt eigentlich fast schon alles - der lockere Plausch rund um das Thema MG und andere britische Fahrzeuge ist hier die Hauptsache.

Moderatoren: Gagamohn, JuanLopez

Antworten
Benutzeravatar
andreas.clausbruch
Beiträge: 3077
Registriert: 6. Sep 2002, 01:01
Fahrzeug(e): MG B GT '74
Wohnort: München

Marktübersicht

#1

Beitrag von andreas.clausbruch » 14. Aug 2023, 10:38

Hallo,
da nehme ich einmal mehr Günter's Gedankengang auf. MGs gibt es derzeit ja in allen Zuständen am Markt. Nicht nur - aber auch beim EEoY gab es viele ausserordentlich gut 'gemachte' von denen sich die Besitzer altershalber/ wegen Nichtbenutzung trennen woll(t)en. Die Preise war m.E. durchaus akzeptabel und lagen i.d.R weit unter den Restaurierungs- bzw. Pflegekosten.
Vielmehr als der Preis war und ist auch hier im MG Freundeskreis für die 'Verkäufer' wichtig, dass ihr Fahrzeug in gute Hände kommt. Ich glaube, hier hat sich eine hohe Hürde aufgetan.
Ein anderer Punkt warum die Nachfrage stark abnimmt, ist aus meiner Sicht die Werkstattsituation. Persönlich habe ich den Vorteil, dass ich zwischenzeitlich mit Ersatzteilen in guter/bester Qualität vertraut bin; dies ist sicherlich ein immer schwerwiegender werdendes 'Nichtkauf' Argument. Dass so viele Werkstätten nicht zuletzt wegen der Nachwuchssituation schliessen, hat sicherlich einen erheblichen Effekt bei den Marktpreisen. Und es ist ein Irrglaube, dass jeder einigermaßen Begabte einen MG in einen sehr guten Zustand bringen und erhalten kann. Natürlich gibt es immer 'mal wieder Ausnahmen, aber die Regel ist es nach meiner Einschätzung nicht. Dank der Hilfe von MG Freunden habe ich für meinen GT, an dem einige schwierige Arbeiten anstanden, einen erfahrenen Betrieb gefunden - leider aber etliche 100km entfernt.
Bei aller Liebe zum B - meinen ersten habe ich 1972 gekauft und schätze ihn bis heute - würde ich mir angesichts der Werkstattsituation heute einen Kauf schon sehr überlegen. Im Vergleich hierzu hatte und habe ich mit meinen Porsches - aktuell 911F - eine gute Auswahl an Werkstätten und eine breite, wenn auch teure Ersatzteilversorgung.
Trotzdem fahre ich den B GT lieber :-)
Octagonale Grüße Andreas

Benutzeravatar
Noddy
Beiträge: 2500
Registriert: 26. Aug 2012, 13:23
Fahrzeug(e): MGB GT Bj. 1979
Wohnort: Schalksmühle im Sauerland

Re: Marktübersicht

#2

Beitrag von Noddy » 14. Aug 2023, 11:27

Hallo Andreas :)

Der B symbolisiert unsere Jugend, für mich war es das erste Gefährt zu dem man Auto sagen konnte, nach nem Sparkäfer und nebenbei nem VW- Bus der nun wirklich keinen Hering vom Teller zog. Immerhin war das der Einstieg zu einer Schrauber- Karriere die noch immer Teil meines Lebens ist.

Ohne diesen Bezug ist es halt nur ein Auto unter vielen Modellen wo wir wohl nicht wirklich die Kriterien beurteilen können, unter denen jüngere Interessenten wählen.
Aber da dürfte mehr nice to have als Leidenschaft vorherrschen.

Grüße
Micha
#2303

Benutzeravatar
Günter Paul
Beiträge: 4080
Registriert: 14. Sep 2007, 16:53
Fahrzeug(e): MGB MKII

Re: Marktübersicht

#3

Beitrag von Günter Paul » 14. Aug 2023, 14:25

Danke Andreas :D

Wollte eigentlich noch dazu schreiben "Zukunft Oldtimer MG ?"

Was aus deinem 72er geworden ist, das imponiert mir, den Wagen immer noch an Liebhaber vermieten ist sagenhaft, ich vermute mal, so etwas funktioniert immer noch recht gut und der Betreiber muss doch auch jemanden haben der den Wagen betreut ?

Wo liegt der Tagespreis ?..Schätze mal bei 300,- Euro + Benzin, immerhin hat hier bei uns für eine Ente schon 150,-Euro sehen wollen, die hat natürlich auch ihre Liebhaber, bei uns sterben sie so langsam aus und ich lese stets Oldtimer Markt und man mag mich für bekloppt halten, aber die Kleinanzeigen haben es mir angetan und da lese ich doch immer wieder diese Begründung oder aber aus Altersgründen und ja, Andreas, ich erhoffe mir auch Hinweise auf das Weiterreichen an "ehrenwerte" Jungs, die unsere Fahrzeuge weiter pflegen und sie nicht nur abarbeiten wollen beim Gas geben.
Ich bin zufällig in einem Aufruf in unserer Rubrik "Fahrzeugmarkt" auf ein Schreiben gestoßen, in dem dargelegt wird, dass der Vater an Krebs gestorben ist und die Kinder nun versuchen den Wagen zu verkaufen, auch wieder der typische Fall, vor 40 Jahren hätte man ihn vermutlich selbst fahren wollen.
Da hat nun unser Jürgen etwas dazu geschrieben, was auch mir aufgefallen ist und was mich hoffen lässt, dass wir hier mal einen richtig guten Thread aufmachen, der ein Thema hat, welches uns doch alle interessieren sollte !
Hier mal die Kopie und zugleich meine Grüße nach München...
Günter
""
Sarah, mein Beileid zum Tod deines Vaters!

Ein neuerliches Gutachten ergibt keinen Sinn, wenn ohnehin ein Verkauf geplant ist.
Anbieten kann man so ein Fahrzeug in den üblichen Portalen: Kleinanzeigen, mobile, Autoscout.
Oder aber auch auf "Clubseiten" sowie im Ausland: Marktplaats, willhaben.at, tutti.ch und auf Seiten wie carandclassic, oldtimermarkt, usw.
Leider sind die Werte für viele Fahrzeuge gerade fallend.
Es herrscht schon fast ein Überangebot bei einigen Modellen.
Das hängt sicherlich mit der Altersstruktur der Besitzer zusammen und der immer geringeren Akzeptanz und schwindendem Interesse bei Jüngeren.
Ich bemühe mich auch im Moment um den Verkauf einiger Fahrzeuge und die Nachfrage ist ernüchternd.

Viel Erfolg beim Verkauf!
Grüße
Jürgen ""
MGB MK II
Erstzulassung England : 29.01.1971 Mr.T.T.MACAN
Erstzulassung : Bonn 15.07.1971
Botschaftssekretär(Brit.Botschaft)Mr.T.T.MACAN
Kennz. 0-545

Benutzeravatar
Günter Paul
Beiträge: 4080
Registriert: 14. Sep 2007, 16:53
Fahrzeug(e): MGB MKII

Re: Marktübersicht

#4

Beitrag von Günter Paul » 16. Aug 2023, 07:09

:shock: Merkwürdig...hallo zusammen.
Merkwürdig insofern, als ich geglaubt habe, das sei ein Thema für alle hier, na ja, vieleicht kommt es ja noch :wink: .
Was ist denn mit den MGs , will die niemand mehr haben, nur noch Spielzeug für "Oldies" , die definitiv damit Erinnerungen verbinden, wie Micha schon beschrieben hat.
Oder ist es nicht mehr praktikabel, so einen Wagen zu bewegen der fehlenden Werkstätten wegen, was Andreas angesprochen hat.
Im Fahrzeugmarkt jedenfalls lese ich den Satz zu dem zuvor beschriebenen Verkauf...
"Die Beiden haben wirklich mit alten Autos nix am Hut und wichtigere Dinge zu erledigen....."

Wat nu, keine Meinung ? Wie sind denn bei euch die Erfahrungen, gibt es keinen Markt mehr ?:wink:
Gruß
Günter
MGB MK II
Erstzulassung England : 29.01.1971 Mr.T.T.MACAN
Erstzulassung : Bonn 15.07.1971
Botschaftssekretär(Brit.Botschaft)Mr.T.T.MACAN
Kennz. 0-545

Jörn
Beiträge: 1567
Registriert: 9. Mai 2000, 01:01
Fahrzeug(e): MGB Pullhandle 1964; MGC GT 1969
Wohnort: Königsbrunn bei Augsburg

Re: Marktübersicht

#5

Beitrag von Jörn » 16. Aug 2023, 10:10

Ohjeohje! Hier wird aber wieder auf hohem Niveau gejammert! Ja, einen Oldie zu verkaufen ist kein Selbstläufer. War es aber noch nie. Entweder gut und zu teuer (für den potenziellen Käufer) oder preiswert und Schrott. Das war noch nie anders. Heute ist es eher so, dass zuviele Händler zuviele Autos auf den Markt werfen, die oft das geforderte Geld nicht wert sind. Es ist ein Käufermarkt geworden - da muss man durch und vielleicht auch die eigenen Preisvorstellungen an die Realität anpassen.

Das die heute 30-40-jährigen im Übrigen vermehrt die Klassiker der 80er- und auch schon 90er-Jahre ist nachvollziehbar. DAs sind die Autos, mit denen sie groß geworden sind. Trotzdem gibt es vor allem im englischen und amerikanischen Raum genug junge Leute, die sich einen MGB oder Midget hinstellen. Dort kostet ein MGB, der TLC oder mehr braucht, aber auch nur ein paar hundert bis paar tausend Dollar oder Pfund und selbst gute Autos gehen dort für vierstellige Beträge über die Theke.

Und ehrlich gesagt kann ich das Gejammer über fehlende Werkstätten und schlechte Ersatzteillage nicht nachvollziehen. Als ich 1978 meinen MGB gekauft habe, mußte man Wochen bis Monate auf Teilebestellungen warten, und damals war British Leyland noch aktiv in Deutschland!! Ich habe Wasserpumpen und andere Motorteile bei Mercedes-Benz gekauft - die Älteren unter uns wissen noch, dass der BMC-B Motor als Benziner mit 54 bzw. 70 PS bei den "Harburger"-Transportern eingesetzt wurde.
Oder man hat mit Mühen Gebrauchtteile organisiert - dafür war der MGDC damals fast ein MUSS für MGB-Besitzer.

Bis in die 90er-Jahre hinein gab es in D praktisch nur eine Handvoll Werkstätten, die sich mit unserem "alten Zeug" abgegeben haben und das vor allem auch beherrschten. Das hat sich mittlerweile stark verändert. Werkstätten Für Klassiker sind selten mehr als 50 km vom Wohnort entfernt, hier im Münchner/Schwabenraum fallen mir mindestes 5-6 ein, die vom Vorkriegs-MG bis zum MGB durchaus gute Arbeit leisten.

Teile gab es damals kaum und wenn, dann mit Sammeltransporten von Clubfreunden aus UK. Oder von einem gewissen Hamburger Händler mit den drei M im Firmennamen. Oder von Rotary Speed, einem Händler, der Gottseidank anfangs der 90er schon im Nirvana verschwunden ist (Der hat heute noch eine neue MGA-Kurbelwelle von mir). Oder im Anzeigenteil der Clubzeitschriften. Alles in allem war es bis in die 90er-Jahre hinein ein kleines Abenteuer, einen MGB oder gar MGA am Leben zu erhalten.
Heute habe ich die Auswahl unter mindestens einem Dutzend Händlern, die praktisch jedes Teil auf Lager haben oder besorgen können. Das die Teilequalität nicht immer Rolls-Royce-Ansprüchen genügt, ist sicherlich richtig. Aber ich bekomme alles und das meist zu akzeptablen Preisen. (Schon mal die Preise für eine MB 190SL-Frontstoßstange abgefragt, oder gar für die Borduhr im Handschuhfachdeckel?)
Selbst für Raritäten wie den MGC gibt es mittlerweile praktisch alles wieder neu zu kaufen, dank einiger sehr aktiver britischer Händler. Vor 10 Jahren gab es zum Beispiel weder Achsschenkel noch Reparaturbleche für die C-spezifischen Bereiche. Ich habe gebrauchte KingPins in den USA für 200 $ Stück gekauft, man konnte eine C-Vorderachse praktisch nicht korrekt überholen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen...

So, genug genöhlt! Mein Fazit: man kann heute seine Autos besser Instand halten oder restaurieren als all die Jahre zuvor. Das man trotzdem weiterhin Knowhow benötigt, auch um gute von schlechten Teilen oder gute von schlechter Arbeit zu trennen, ist wohl selbstverständlich. WAs das verkaufen angeht: wir erleben jetzt das, was 10 Jahre zuvor die Besitzer von Autos der 50er oder gar Vorkrieg erleben: die Generation, die diese Autos kennt und liebt, stirbt aus, die Preise fallen. Ausnahme sind die sportlichen Wagen, sei es Porsche 356, Jaguar XK oder Vorkriegs-Roadster.

Benutzeravatar
andreas.clausbruch
Beiträge: 3077
Registriert: 6. Sep 2002, 01:01
Fahrzeug(e): MG B GT '74
Wohnort: München

Re: Marktübersicht

#6

Beitrag von andreas.clausbruch » 16. Aug 2023, 12:26

Hallo Jörn,
in vielem kann ich Dir zustimmen :-). Allerdings ist schon auffällig, wie Du die Werkstatt- und Teilesituation beurteilst. Klar kannst Du so argumentieren, weil Du jemanden wie Darius an Deiner Seite hast! Ich möchte mir nicht ausmalen, was aus Deinem Motorenprojekt geworden wäre, wenn er Dir nicht zur Seite gestanden wäre. Auch möchte ich mir die Rechnung nicht ausmalen, die ein 'normaler' MG Freund hierfür in einer Werkstatt - sofern er denn eine gefunden hätte und wo ein solches Projekt in einen Zeitplan gepasst hätte - hätte als Rechnungsbetrag erhalten. Und: wie viele Darius' gibt es?
Hinsichtlich Teilen braucht es heute schon tiefe Kenntnisse ordentliche Teile einigermassen preisgünstig zu bekommen. Das war in der Tat aber schon immer (fast) so. Viele Teile bekommt man aber eben nicht so einfach oder gar nicht in ordentlicher Qualität. Beispiele sind Getriebeteile, Vergaserbetätigung für die HIF6, Gummis für die Innenschweller oder man schaue sich die Frage nach überholten Stoßdämpfern an. Von Gummiteilen ganz zu schweigen. All das ist für newB's nicht so ganz trivial.
Mir ist durchaus bewußt, dass meine Überschlagsrechnungen Anlaß zu Kritik geben, aber es ist nach meiner Erfahrung schon so, dass man sehr schnell das doppelte eines später erzielbaren Verkaufspreises in einen A oder B investiert, an dem mein seine Freude hat - egal in welchem Zustand.
Dies alles führt zu dem was wir heute im Markt beobachten. Die upside: wenn man weiß was man sucht gibt es richtig gute Gelegenheiten. Ein typischer Käufermarkt eben - da stimme ich Dir vorbehaltlos zu :-)
Octagonale Grüße Andreas

Benutzeravatar
Noddy
Beiträge: 2500
Registriert: 26. Aug 2012, 13:23
Fahrzeug(e): MGB GT Bj. 1979
Wohnort: Schalksmühle im Sauerland

Re: Marktübersicht

#7

Beitrag von Noddy » 16. Aug 2023, 12:44

Hallo :)

Wir haben doch gerade "Frischfleisch" mit recht gezieltem Interesse an einem B:

https://mgdc.de/Board/viewtopic.php?t=28338

Auf der anderen Seite wollen langjährige Besitzer aus Altersgründen ihre Autos vor allem in gute Hände geben, die brauchen wir nur zusammenbringen.

Grüße
Micha
#2303

Benutzeravatar
Krukkuz
Beiträge: 56
Registriert: 4. Dez 2022, 23:33
Fahrzeug(e): MGA
Wohnort: Schliersee
Kontaktdaten:

Re: Marktübersicht

#8

Beitrag von Krukkuz » 16. Aug 2023, 13:59

Grüß Gott zusammen,

die Zukunft von Oldtimern ist ein interessantes Thema.

Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen berichten und habe keine empirischen wissenschaftlich tragfähigen Auswertungen.

Mein Schwiegervater hatte ein knappes Dutzend Oldtimer. Die meisten Fahrzeuge stammten aus der Vorkriegszeit.
Werkstätten zu finden, die erstens noch Teile hatten bzw. anfertigten waren rah gesät und zweitens die fähig waren, das Auto zu reparieren. Sein Netzwerk war gut und so konnte er sich immer behelfen.
Nur das Netzwerk wurde kleiner (meist durch Todesfälle) und er beschloss, dass er die "alten" Schätze verkaufen will. Auch die Werkstätten im Raum München wurden immer weniger. Teilweise musste er bis nach Würzburg fahren.
Die Verkäufe klappten gut, brauchten aber lange. Ein langer Atem war notwendig, um noch gute Preise zu erhalten. Teilweise waren auch Museenn an den Fahrzeugen interessiert. Einige wurden versteigert auf einer bekannten Plattform in Salzburg.

Als ich Interesse bekundete verkaufte er mir kein Auto. Seine Gründe waren die oben genannten Schwierigkeiten und er wollte keinen Streit in der Familie. Seine Meinung, seine Autos.
Wir (Meine Frau und ich) kauften also einen MGA, weil wir alte Autos mögen. Die haben noch Charakter und Stil.

Leider muss ich sagen, dass ich viele "Ersatzteile" von Lieferanten nacharbeiten musste. Vermeintlich nahm ich an, dass die Versorgung gut ist. Hätte ich nicht das Glück, dass ich reichlich Werkzeug und Maschinen zur Metallbearbeitung von meinem Vater übernehmen konnte, wäre ich wohl etwas ratloser.
Weiterhin habe ich Glück, dass mein Geldbeutel es zulässt, dass ich zwingend notwendige fehlende Maschinen und Werkzeug (zöllig) kaufen konnte.
Ich suchte im Raum München nach qualifizierten Werkstätten. Musste aber feststellen, dass die kaum verfügbar waren oder horrende Preise hatten.

Ich bin heute froh, dass ich mir selbst helfen kann.
Was ich brauchte waren aber viele Bücher über den MGA. Lesen, lesen und lesen. Was auch weiter half, war, dass ich u.a. einen metallverarbeitenden Beruf erlernte und diesen viele Jahre ausübte sowie eine Elektronikerlehre abschloss und weitere Dinge. Dem zweiten Bildungsweg sei Dank.
Ferner liebe ich die fachlichen Beiträge in diesem Forum. Besonders auch die "alten" Hilfestellungen und Meinungen (z.B. 7H und Darius sowie Andreas, um nur einige zu nennen).

Mein Blick in die Zukunft:
Blicken wir aber nun auf meinen Sohn (24 Jahre) und seinen Freundschaftskreis in München. Das spielt das Auto keine große Rolle mehr. Etliche verzichten sogar schon auf den Führerschein (zu teuer und nicht notwendig). Man könne ja alles mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen und zur Not fährt man mit Uber oder Bolt sowie könne man sich einen e-Roller leihen oder nutzt das Fahrrad. Er findet den Oldtimer zwar schön, aber reparieren will er Ihn nicht. Das sei verschwendete Zeit. Alte Autos seien auch nicht umweltfreundlich und die Benzinpreise zu teuer. So die Meinung der Jugend hier in München. Auf dem Land sieht es bisschen anders aus. Aber die Mehrheit lebt in den Städten.

Mein Fazit also:
Weder meine Tochter, noch mein Sohn werden die Oldtimer übernehmen wollen. Mangels Interesse und Wissen. Werkstätten kann man sich kaum noch leisten. Ich gehe auch davon aus, dass ich niemals einen Verkaufspreis erziele, den man verlangen müsste (z.B. inkl. Arbeitszeit, Material). Da bin ich Realist. Also fahren meine Frau und ich das gute Dinge, bis es nicht mehr geht und haben Spaß. Mein Ziel ist es, dass das noch gute 20 Jahre klappt.

Was könnten die Herausforderungen in der Zukunft sein:
- Qualität der Ersatzteilversorgung in Deutschland - Meist mit Nacharbeiten verbunden
- Kaum noch Werkstätten bzw. sehr teuer
- Wissen über alte Motorentechnik geht verloren bzw. wird nicht mehr vermittelt in aktuellen Lehrberufen
- Politik, die uns als Umweltsünder ansieht
- Interesse bei der Jugend

In diesem Sinne liebe Grüße aus dem Süden von Deutschland
Armin
„Das Auto ist jetzt vollkommen. Es bedarf keiner Verbesserung mehr.“ Zitat aus der Allgemeine Automobil Zeitung von 1921

Benutzeravatar
oport
Beiträge: 553
Registriert: 16. Aug 2007, 09:24
Fahrzeug(e): Porsche 924s, ...
Wohnort: Paderborn

Re: Marktübersicht

#9

Beitrag von oport » 16. Aug 2023, 14:38

Ich glaube Armin hat hier mindestens einen der Elefanten im Raum angesprochen: Image und Interesse an Mobilität sind gerade in Städten bei jungen Leuten heute völlig anders als noch vor 10 oder 20 Jahren. Mobilität ist eine notwendige Dienstleistung, aber nichts emotional aufgeladenes mehr. Die Klientel, die mit einem Auto andere Leute beeindrucken will und auf der anderen Seite sich beeindrucken lässt, gibt es so nicht mehr (bis auf wenige Ausnahmen). Umweltbewusstein und die Frage, warum ich 3000 Euro für einen Führerschein und noch deutlich mehr für den Fahrzeugunterhalt ausgeben sollte sind heute viel wichtiger.
Viele beantworten die Frage mittlerweile mit: Warum teures Auto, mit EBike, Öffis, Uber oder manchmal geliehenem Elternauto komme ich im Umkreis von 20-30 km prima zurecht. Verstehe ich auch - ganz davon abgesehen, dass ein Auto plus Führerschein finanziell viele überfordert. Und da ist ein Oldie dann ganz hinten in der Nahrungskette.
Zweiter Elefant ist die Demografie an sich: Ende 2021 war nur jeder zehnte Mensch in D zwischen 20-24 Jahre alt, vor 40 Jahren war es jeder sechste. Es gibt also alleine schon zahlenmässig viel weniger "Kandidatinnen" und "Kandidaten" für das rostige Hobby. Ich habe in diesem Jahr schon mit einigen Händlern gesprochen - der Markt ist richtig mies zur Zeit, vor allem für die Allerweltsoldies so bis ca. 40-50K, zu denen ja auch die MGs gehören. Ganz schwer zu einem "guten" Preis zu verkaufen. Ferrari und Co. laufen nach wie vor gut.
Mit dem Aussterben der Verbrenner an sich wird sich dieser Trend meiner Meinung nach noch ganz schnell dramatisch verstärken. Wenn ich emotional nicht investiert bin, dann ist das Fahrerlebnis in einem Oldie mittlerweile in Performance und Komfort Lichtjahre von einem modernen (E-)Auto entfernt und damit komplett unattraktiv. Der Oldie wird dann zu einem gedulteten Exoten, der langsam ausstirbt, abgesehen von den teuren Prestigeobjekten. Und dieser Prozess läuft momentan exponentiell....
CU OLAF
#1845

Schnitzel
Beiträge: 159
Registriert: 7. Okt 2020, 14:23
Fahrzeug(e): MGB GT V8 74, MG TC 46, MG YB 53

Re: Marktübersicht

#10

Beitrag von Schnitzel » 16. Aug 2023, 17:18

Bei uns ist die Welt noch in Ordnung.
Mein Sohn und seine Freunde sind Petrolheads, meine angeheiratete Tochter und ihr Mann, leben auch das Motto von Markus.
alt genug um es besser zu wissen, immer noch bekloppt genug es trotzdem zu tun.

Jörn
Beiträge: 1567
Registriert: 9. Mai 2000, 01:01
Fahrzeug(e): MGB Pullhandle 1964; MGC GT 1969
Wohnort: Königsbrunn bei Augsburg

Re: Marktübersicht

#11

Beitrag von Jörn » 16. Aug 2023, 19:22

Hallo Andreas,
ich habe ja nicht geschrieben, dass alle Werkstätten toll sind. Da hilft es immer, vorher in der Szene zu fragen, ob man den Laden kennt. Das Problem ist aber kein Oldie-Problem, sondern bei Neuwagen genauso ausgeprägt.

Was meinen Motor angeht hast Du natürlich Recht, das der bei einer professionellen Werkstatt mit 100 € Stundensatz absurd teuer geworden wäre. Aber schon in 1982 hat mein damaliger 2-Liter-Motor von Brown & Gammons satte 1500 Pfund gekostet, ein Pfund hat damals 4,50 DM gekostet. Macht 6.000 DM also etwa 3.000 € und das vor 41 Jahren!!

Und das eine Restauration bei "billigen" Oldtimern in der Region bis maximal 20.000 € (und da bewegen wir uns beim MGB) praktisch nie den Marktwert einspielen kann, ist eine Binsenweisheit. Das ist bei Fiat 124 Coupé und Spider genauso. Und bei Brot-und-Butter-Kisten wie einem Ford Taunus noch krasser. Vor 20 Jahren war ein guter MGB mit Glück 15.000 DM wert, vor 10 Jahren waren es 15.000 €, heute mögen es 17.000 - 19.000 € sein. Dafür hat vor 10 Jahren die Werkstattstunde zwischen 60 und 90 € gekostet, heute wären es wohl eher 130-150 €.....
andreas.clausbruch hat geschrieben: 16. Aug 2023, 12:26 Hallo Jörn,
in vielem kann ich Dir zustimmen :-). Allerdings ist schon auffällig, wie Du die Werkstatt- und Teilesituation beurteilst. Klar kannst Du so argumentieren, weil Du jemanden wie Darius an Deiner Seite hast! Ich möchte mir nicht ausmalen, was aus Deinem Motorenprojekt geworden wäre, wenn er Dir nicht zur Seite gestanden wäre. Auch möchte ich mir die Rechnung nicht ausmalen, die ein 'normaler' MG Freund hierfür in einer Werkstatt - sofern er denn eine gefunden hätte und wo ein solches Projekt in einen Zeitplan gepasst hätte - hätte als Rechnungsbetrag erhalten. Und: wie viele Darius' gibt es?
Hinsichtlich Teilen braucht es heute schon tiefe Kenntnisse ordentliche Teile einigermassen preisgünstig zu bekommen. Das war in der Tat aber schon immer (fast) so. Viele Teile bekommt man aber eben nicht so einfach oder gar nicht in ordentlicher Qualität. Beispiele sind Getriebeteile, Vergaserbetätigung für die HIF6, Gummis für die Innenschweller oder man schaue sich die Frage nach überholten Stoßdämpfern an. Von Gummiteilen ganz zu schweigen. All das ist für newB's nicht so ganz trivial.
Mir ist durchaus bewußt, dass meine Überschlagsrechnungen Anlaß zu Kritik geben, aber es ist nach meiner Erfahrung schon so, dass man sehr schnell das doppelte eines später erzielbaren Verkaufspreises in einen A oder B investiert, an dem mein seine Freude hat - egal in welchem Zustand.
Dies alles führt zu dem was wir heute im Markt beobachten. Die upside: wenn man weiß was man sucht gibt es richtig gute Gelegenheiten. Ein typischer Käufermarkt eben - da stimme ich Dir vorbehaltlos zu :-)
Octagonale Grüße Andreas

Antworten