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Getriebe abdichten

Verfasst: 16. Apr 2020, 15:55
von Pivi
Liebe Experten,

bei meiner großen Abdicht-Aktion ist natürlich auch das Getriebe am Start, folgendes habe ich mir aktuell vorgenommen

1. Dichtung Getriebedeckel
2. Dichtung Schaltkulisse
3. Dichtung mit Sieb Overdrive Deckel
4. Dichtung Deckel OD Schalter und innenliegende O-Ringe

Jetzt habe ich aus dem Dichtungssatz auch noch jede Menge weitere Dichtungen für zwischen den Gehäusehälften, wie Getriebe und OD etc., bin mir aber nicht sicher, ob das auch so einfach wie die oben genannten Dichtungen ist, oder ob mir dann alle Zahnräder in den Schoß fallen...
;-)

Könnt ihr mir sagen, ob das eine einfache Übung für jemanden ist der kein Getriebespezialist ist aber auch keine zwei linken Hände hat?

Am Ende noch die Frage zum Dichtring zum Ausgang Kardanwelle? Ist das in dem Zuge ebenfalls empfohlen zu tauschen und fällt das auch in die Kategorie machbar, oder ist das alles etwas für die Werkstatt, bzw. es zu belassen?

Liebe Grüße,

Stefan

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 13. Mai 2020, 21:57
von Harry01
Hallo Stefan,

da noch niemand geantwortet hat, hier mal meine Erfahrungen.

Ich habe im Winter mein 4 sync. Overdrivegetriebe teilweise zerlegt, um den Overdrive zu überholen (OD-Kupplung war defekt). Mit nem Werkstattmanual und gutem technischem Verständnis ist das keine unlösbare Aufgabe. Die Dichtungen zwischen OD/ Zwischenstück/Getriebe würde ich nur erneuern, falls die wirklich undicht waren. Um den Overdrive abzunehmen, stell das Getriebe senkrecht auf den Boden/Tisch (Holzklötze unterlegen wegen Welle), vorher Schalthebelmimik abschrauben und die Schaltführung (ARM interlocking siehe MOSS Katalog) herausnehmen (geht nur, wenn man den 4 Gang einlegt). Dann löse die Sechskantmuttern zur Befestigung des OD am Zwischenstück! Einige Muttern gehen nur ganz raus, wenn man den Overdrive einige mm anhebt. Dann vorsichtig den OD senkrecht vom Getriebezwischenstück abheben, nicht verkannten (Öl natürlich vorher ablassen :wink: ) . Achte darauf, das auf der zum Vorschein kommenden Getriebewelle ein Exenterring sitzt, dieser ist mit einer Kugel oder Federkeil gegen verdrehen gesichert. Diese Kugel kann leicht abhanden kommen!!

Nach Abnahme des Exenterringes( geht evtl. auch ohne) kannst du das Getriebezwischenstück vom Getriebe lösen und abnehmen (Mit Schraubenzieher vorsichtig etwas hebeln, wenns nicht gleich abgeht) Weiter würde ich das Getriebe nur zerlegen, falls Schäden an den Zahnrädern erkennbar sind oder Lager defekt sind. Ich habe noch die Vorgelegewelle herausgenommen, um sie zu inspizieren. Achte darauf, das die Dichtung zwischen Getriebe und Zwischenstück unterschiedlich ist zur Dichtung am 4 sync Getriebe ohne OD. Anschließend Zwischenstück wieder anschrauben und Schaltführung wieder einsetzen, dazu in 4. Gang schalten, ist etwas tricky). Dann den Exenterring auf die Welle schieben, Kugel/Federkeil vorher einlegen. Wenn du den Overdrive nicht weiter zerlegt hattest, müßte der ohne größere Probleme wieder auf die Welle gehen. Am Overdrive würde ich evtl. noch die O-Ringe der beiden Kolben erneueren, dazu müssen aber die beiden Querträger mit jeweils 2 Sechskantmuttern(selbsichernd) ausgebaut werden( Achtung selbsicherende Muttern erneuern!). Dann die Kolben mit einer Zange vorsichtig rausziehen und O-Ringe tauschen( Ich habe aber festgestellt, das die alten O-Ringe noch sehr gut waren). Um den OD wieder aufzusetzen, Getriebewelle mit Excenter so stellen, dass er mit der dünneren Seite in Richtung des Pumpenstössels im OD zeigt, dann den Overdrive genau senkrecht auf die Welle setzen, wenns nicht gleich draufgeht, etwas am Abtriebsflansch drehen, bis er komplett draufflutscht. Alle Muttern wieder gleichmäßig anziehen.
Beim Aufsetzen der Schalthebeldeckels auf richtiges einrasten der Kunststoffbuchse der Schaltwelle achten!

Den Simmerung am hinteren Flansch des OD würde ich je nach Alter erneuern, dazu Sechskantmutter mit 1 1/8 Nuss lösen (mit passendem Flacheisen gegenhalten), Flansch abnehmen und Simmering mit geeigneten Werkzeug raushebel/ziehen. Neuen Simmering einpressen, und Flansch mit der Sechskantmutter (Loctite o. neue Mutter nehmen) mit ca 85Nm anziehen (vorher Schrauben nicht vergessen einzusetzen). Wichtig noch, bevor du das Getriebe wieder einbaust, prüfe die Schalter für den Rückwärtsscheinwerfer und den OD-Schalter auf einwandfreie Funktion. Die Schalter sind mit speziellen Scheiben eingebaut, diese dienen zum Einstellen des genauen Schaltpunktes, daher am besten die Scheiben so lassen, wie sie drin waren! Der OD darf je nach Baujahr nur einschalten im 4 Gang, manche Getriebe auch 3 und 4 Gang!! Im Zweifel besser den OD-Schalter erneueren, da man an den später kaum noch dran kommt!!

Hoffe, ich hab jetzt nichts vergessen...

Gruß Harry

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 14. Mai 2020, 08:57
von Galileo67
Danke Harry,

mein "Lucas" ist auch inkontinent und damit steht mir diese Aktion auch noch bevor. Dein Beitrag hat mir einen guten ersten Überblick gegeben. So wie Stefan bin ich technisch nicht unbegabt aber beim Getriebe hätte ich Bammel gehabt.

Ansgar

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 14. Mai 2020, 21:43
von Harry01
Am besten immer Fotos vor jedem Schritt machen, und alle Schrauben nach Baugruppen in beschriftete Beutel packen, dann gibts auch kein Durcheinander...

Die neuen Dichtungen hab ich dünn mit Hylomar blau eingestrichen, Original scheint mir aber kein Dichtmittel verwendet worden sein. Kein Silikon Dichtmittel verwenden, da es den OD Ölkreislauf verstopfen könnte.
Den vorderen Simmerring an der Getriebeeingangswelle natürlich auch erneuern. Und gegebenenfalls die Dichtung im Tachoantriebs.

Mein Getriebe ist jetzt dicht und der OD funktioniert perfekt.

Gruß Harry

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 13:46
von Galileo67
Hallo zusammen,
Harry01 hat geschrieben: 13. Mai 2020, 21:57 Den Simmerung am hinteren Flansch des OD würde ich je nach Alter erneuern, dazu Sechskantmutter mit 1 1/8 Nuss lösen (mit passendem Flacheisen gegenhalten),
Gruß Harry
Mit einem gewissen Unglauben die Frage: Und das Flacheisen setzt man an den Schrauben des Kardanwellenflansches an? Aber eine andere Möglichkeit habe ich zumindest noch nicht gesehen ... Wenn ja, muss man diese danach bestimmt ersetzen?

Weitere Frage: Die 1 1/8'tel Mutter hat an einer Stelle eine Kerbe. Was hat diese zu bedeuten?

Ansgar

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 14:18
von marc-ks
Verstehe ich nicht so richtig. Um die zentrale Muter zu lösen, musst Du den Flansch blockieren, das könnte man z. B. mit einem Flacheisen machen, das mit 2 Schrauben den Flansch blockiert. Alternativ geht auch ein Schlagschrauber. Dann den Flansch abziehen (mit einem Abzieher) und den Simmering heraushebeln (Schraubendreher).

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 18:43
von Simon8
Bei mga guru wir fürs den späteren a empfohlen einfach 2 Gänge einzulegen. Dann dreht auch nix mehr. Geht recht einfach wenn der Seitendeckel auf ist.
Kommt mir irgendwie recht grob vor. Hat das schon wer gemacht?
Simon

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 19:13
von DePee546
Die Methode mit 2 eingelegten Gängen ist weitaus schonender als die Flacheisenversion.

Gruss,
Darius

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 20:30
von marc-ks
SimoneD hat geschrieben: 23. Jan 2022, 19:13 Die Methode mit 2 eingelegten Gängen ist weitaus schonender als die Flacheisenversion.

Gruss,
Darius
Das musst Du erklären, verstehe ich nicht.

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 21:08
von Galileo67
Hi Marc,

Was Du da nutzt würde ich als "Schlüssel" bezeichnen, mein Flacheisen war eine Schraubzwinge zwischen 2 der Flansch-Schrauben.

Denke das war gemeint als Vergleich.

Die Bolzen ersetze ich weil sie beleidigt wurden. Anziehen würde ich die 1 1/8 Mutter dann über 2 eingelegte Gänge ;-) denke ich.

Glaube jetzt auch fast kapiert zu haben wie das geht. Melde mich dann.

Jetzt muss ich erstmal den Unterboden vom B säubern; Hebebühne ist gerade frei beim Kumpel

Ansgar

Re: Getriebe abdichten

Verfasst: 23. Jan 2022, 21:09
von Galileo67
schon korrigiert