Plakettenverordnung - Zustimmung Bundesregierung erfolgt?

Der Name sagt eigentlich fast schon alles - der lockere Plausch rund um das Thema MG und andere britische Fahrzeuge ist hier die Hauptsache.

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Ralph 7H
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#16

Beitrag von Ralph 7H » 15. Nov 2007, 22:10

...welcome to the Rocky Horror Picture Show... butt... Ther's a light shining...

Hoffendlich begreifen die 'Erwählten' es diesmal

Gruß vom Niederrhein

Ralph

... der es in diesem Jahr gerade mal auf 3.900 KM gebracht hat mit 4 MG's und einer Alpine, aber dafür 'viereckige' Steuern bezahlen musste.

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bernie
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#17

Beitrag von bernie » 16. Nov 2007, 10:16

Wo ist denn jetzt das Problem? Es gibt einen vernünftigen rechtzeitigen Entschluss und sogar unsere ausländischen freund dürfen uneingeschränkt fahren, wir haben eine Steuervergünstigung für H-Kennzeichen, eine 07-Nummer für Sammlungen. das sind durchaus Privilegien, die man schätzen sollte.
Das einzige, was mich derzeit nervt, ist der frühe Winter. Vielleicht ist ja daran auch die Regierung schuld.....

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#18

Beitrag von jupp1000 » 16. Nov 2007, 12:02

......leider trifft es auch die Fahrer von Fahrzeugen mit geringem Hubraum, wie Midget J2, Isetta, Messerschmitt KR, Goggo usw. die ihr Fahrzeug mit Saisonkennzeichen bewegen, weil die pauschale H - Besteuerung für diese Fahrzeuge wesentlich teurer wäre. Sollte man das als Einzelschicksale aktzeptieren, oder sollte hier noch nachgebessert werden?
schöne Grüße

Heinz #1565

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#19

Beitrag von Ralph 7H » 16. Nov 2007, 12:47

Stimmt Heinz,

leider hast du recht. Die H-Zulassung für einen MGA oder B ist sicher kein Schnäppchen. 07er Kennzeichnen, so schÖn sich das liest eine typisch umständliche Regelung und alles andere als Anwenderfreundlich, wenn man sich an das erlaubte hält.
Wenn ich 15 Km von hier, in den Niederlanden, die Regelung lese weis ich nicht mehr wem die deutsche hoheitliche Tintenpisserei nutzt.
Sicher möchten einige Leute dabei ihre 'Handschrift' bei der Gestzesfindung mit einbringen weil sie sich davon möglicherweise Karrierevorteile erhoffen, praktischer Nutzen ist damit nicht verbunden. Bessere Beispiele gibt es dafür aber auch in der Gesetzgebung, wer interessiert ist schaut mal bei Gesetzen und Vorschriften für Kranken kassen nach...
Mit der stets gepriesenen Gerechtigkeit des Steuersystems hat das, was unsere automobilen Interessen angeht, leider rein garnichts mehr zu tun.

Bernd,

wo jetzt das Problem ist fragst du zurecht. Schlecht gemachte Gesetze kann man nicht verbessern sondern nur abschaffen. Das ist das Problem.
Als Steuerpflichtiger muss man bei der Gesetzgebung Planugssicherheit haben. Wenigstens bezogen auf den Planungsbeginn und das ist bei Autos hierzulande das Datum der ersten Zulassung.
Eine Pauschalversteuerung hilft da nur wenigen. Bei meinem V8 profitiere ich davon geringfügig auf den Basiswert 1973 als Baujahr bezogen. Bei 1600ern oder 1800ern ist das schon eine erschreckende Verteuerung und bei einem 1000er Midget schon eine Frechheit.

Problem erkannt?

Gruß vom Niederrhein

Ralph

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#20

Beitrag von bernie » 16. Nov 2007, 13:27

durchaus.......aber das ist sicher kein Thema dieses Forum, sondern eher fürs Privatfernsehen....

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Andreas
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#21

Beitrag von Andreas » 17. Nov 2007, 03:38

Die grundsätzliche Verärgerung der Hubraumverweigerer (und in-engen-Kurven-mehr -Spass-haber) verstehe ich - im Prinzip.

Aber: Wird nicht alles im Leben teurer - sowohl das Brötchen beim Grossisten als auch der Bolide in der Garage?

Und wollen wir nicht am Ende doch ein bischen froh darüber sein, dass unsere Regierenden den Garagenbewohner den Ausritt ermöglichen - und wohl den Ausverkauf verhindert haben?

Wobei wir als MG-Freunde - die Abingdon-Pretiosen werden ja in Tübingen, Toronto und Tokio gleichermaßen geliebt, sind de facto weltweit handelbar - ja noch gut dran gewesen wären. Der Garagen-Kumpel mit seinem goldfarbenen Opel Rekord Coupe hätte da schon weit schlechter ausgesehen...

Ich denke: Es ist erreicht, was in diesem Deutschland mit seinem aktuellen sozialpolitischen Gefüge machbar war. Kurz durchatmen, den Moment geniessen, und vorbereiten fürs nächste Gefecht.

Wer es nicht mitbekam: Während wir hier Wochen um Fahrverbote und Enteignungszonen stritten, haben die Bundestags-Igel ("Ick bin schon da..,") in noch nie dagewesener Kurzfrist 700 Euro mehr Lohn durchgedrückt - das ist mehr als die 30%, für welche der Durchschnitts-Bahner streikt.

Aber auch hier ein positiver Punkt: Beklagte vor einigen Wochen noch der Bundestags-Abg. Dr. Hans-Ulrich Krüger [SPD]: Wir können uns keine Oldtimer leisten!...

...wird er genau den lang vermissten Oldtimer mit der erfolgen Finanzspritze sich immerhin in der 3l-Hubraum -Klasse leasen können. Na, das ist integriertes politisches Denken. Also, Kollege Krüger: Ran ans Volant, jetzt, wo der Rubel rollt! Ihr seht: Die Kollegen Abgeordneten machen vor, wie es geht. Da wird nicht lange gefackelt, da wird einfach mehr Kohle gemacht.

Was lernen wir? Auch mehr Kohle machen. Nicht immer nur loosermäßig potatocouchen und rumnölen! Arsch hoch! Einfach mal ne Gehaltserhöhung beschliessen! Live is so easy!

(..war jetzt Spaß..also, dass alle eine Gehaltserhöhung verlangen und innerhalb weniger Tage bekommen, nicht nur die von Euch gewählten Abgeordneten...)

Und was lernen wir? Es wurde ein Gefecht gewonnen. Eine Schlacht noch lange nicht. Und der Krieg schon mal gar nicht.

Also: Geniesst den Augenblick.

Cheers,
Andreas

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#22

Beitrag von jupp1000 » 17. Nov 2007, 05:20

Hallo Andreas,

habe Deinen Vorschlag energisch mehr Gehalt zu verlangen, umgehend in die Tat umgesetzt......hat jemand einen neuen Job für mich? :lol:

Tja, ich denke Du hast recht, wir sollten mit dem Erreichten zufrieden sein, es hätte schlimmer kommen können....
schöne Grüße

Heinz #1565

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#23

Beitrag von Ralph 7H » 17. Nov 2007, 11:37

Hallo Andreas,

diesmal kann ich das nicht so ganz verstehen. Wir leben doch im Zeitalter der Globalisierung in einer Marktwirtschaft, Der sogenannte Manchesterkapitalismus sollte doch der Vergangenheit angehören, selbst wenn Frl. Westerwoge das noch nicht verstanden hat.
Das, was man uns präsentiert, hat eigentlich nichts zu tun mit der hiesigen parlamentarischen Diktatur und dem kartellorientierten Lobiistentum, dass offensichtlich keine Zeit mehr für vernünftige Gestzesentwürfe mehr lässt, es ist schlich unverschämt!
Allein die Nachbesserungsklagen der EU gegenüber der Bundesregierung sind schockierend. Ein zusätzlicher Bremsklotz kommt noch durch den hiesigen Föderalismus hinzu, wo es doch gilt parteipolitische Erbhöfe im 5-Jahres Rhytmus zu verteidigen.

Alles das kostet natürlich und da wird in freier Abstimmung eine Allimentation beschlossen für die leute, die dummes Zeug täglich erzählen aber sich einig sind welche Beträge sie den Steuerzahlern abverlangen, auch wenn die angestellten Überlegungen und Berechnungen stets frei von erkärbaren Grundlagen geblieben sind. Bis zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunders erfüllte solche Praxis den Tatbestand strafbarer Wegelagerei.

Alles wird teurer, ja, aber nur da, wo Wettbewerb nicht praktiziert oder erschwert wird. Wir alle sollten nicht großzügig Verständniss bekunden weil es ja nur ein paar Euro hier oder da sind.
Wehret also den Anfängen! Jeder!

Im Übrigen kann ich mich natürlich nur der Meinung und den Wünschen von Heinz anschließen und mich direkt dazu stellen. Hat jemand einen Job der innerhalb von 2 Jahren garantiert 10 % Einkommenszuwachs und parlamentübliche Vergünstigungen on Top bietet frei? Anruf oder besser noch PM wäre dann willkommen.

Gruß vom Niederrhein

Ralph

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#24

Beitrag von chris_c » 30. Nov 2007, 21:53

Hier wäre sie nun also, abgesegnet vom Bundesrat. Better late than never, um mal eine Phrase zu vermeiden...

Sehr interessant übrigens, was da neben der Oldtimerproblematik beschlossen wurde (aus den Erläuterungen):
Durch die Änderung des § 1 Abs. 2 der Kenzeichnungsverordnung kann in Umweltzonen der Verkehr auch für von Verkehrsverboten im Sinne des § 40 Abs. 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes betroffene Fahrzeuge unter bestimmten Voraussetzungen gestattet werden.
(...)
Neben öffentlichen Interessen können überwiegende und unaufschiebbare Individualinteressen eine Befreiung von Fahrverboten rechtfertigen (z. B. Anlieger, Handwerker).
Soll wohl heißen Ausnahmen gibt es für so ziemlich alle (gegen eine kleine Bearbeitungsgebühr, versteht sich). Der Rückgang der Feinstaubwerte wird überwältigend sein. Ich schlage vor, die Filter einfach an den Lufteinlaß der Meßstationen zu bauen.

Oder, um es mit dem Nationalen Normenkontrollrat zu sagen:
Zumindest sollte das Ressort nach einer angemessenen Frist prüfen, ob – angesichts der sukzessive erweiterten Befreiungsmöglichkeiten - der Zweck der Kennzeichnungsverordnung erreicht wurde und ob die Kostenbelastung dazu in angemessenen Verhältnis steht.
Nun ja.

Gruß,
Christopher

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Ralph 7H
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#25

Beitrag von Ralph 7H » 30. Nov 2007, 23:41

Hallo alle...

wer bitteschön kann den diese profillosen Selbstdarsteller auf politischer Ebene mal endlich ausfiltern? Hysterie und Populismus scheinen ja inzwischen keine Limits mehr zu haben. Erwiesen ist nichts, Forschung und Lehre widerlegen diese abgrundtief dümmliche Gesetzesmacherei.
In diesem Land kann ich gar icht mehr soviel essen wie ich Kotz** muß, wenn ich die jämmerlich unqualififierten Bestimmungen lese, die überbezahlte, unwissende und gedankenlose Clowns da produzieren.

Gegen Gebühren ist ja scheinbar alles machbar, in welcher Bananenrepublik lebe ich denn hier??? Da war Panama in den 1980er Jahren ja noch eine echte Musterwelt, wie mir scheint.

Eine herzliche Bitte an euch alle, auch an die, die die Freihei der 60er Jahre nicht erlebt haben... schmeißt dieses dumme Pack, das das Maul nicht aufmacht und vor Empfehlungen brüsseler Bürokraten in Angst kuscht endlich dahin wo es hin gehört, schmeißt diese Nieten bei nächster Gelegenheit aus der parlamentarischen Verantwortung! Sie können es nicht und lenen es offensichtlich auch nicht mehr.

Ein bekannter Wissenschaftler hat sich mal zur Endlichkeit/Unendlichkeit des Universums und des menschlichen Verstandes hier zu Lade geäußert und hatte Zweifel an der Endlichkeit des Verstandes der politischen Kräfte (im Gegensatz zu den Grenzen des Universums), zurecht, wie wir alle erfahren haben. Seine eigentliche Antwort war die Auswanderung begründet in der Dummheit politischer Dummköpfe. Lasst diese Zeiten durch wegschauen nicht wieder aufleben, zeigt euren Volksvertetern die Grenzen eurer Zustimmung!

Politik für publikumsträchtige Randgruppendiskriminierung zu betreiben scheint ja die Grundvoraussetzung für viele Parlamentarier (Gott Lob, es gibt da auch seltene Ausnahmen) zu sein, solch unfähige Parteigänger kann dieses Land aber nicht gebrauchen!

Wehrt euch, sagt es und habt bitte damit kein Einsehen. Bleibt sachlich und schickt solches Pack von Selbstdarstellern bei nächser Gelegenheit in die 'Wüste'.

Dies ist keine Hasspredigt, es ist ein Aufruf zur Zivilcourage damit nich lämmlinggleich ein Verständniss geäußert wird dass nichts anderes als Resignation dokumentiert, bestätigt durch halbherzige Verständnissfloskeln.

Für Fehler und schlechte Arbeit gibt es kein Veständniss, keine Platz in unserm Land, kein zähneknirschendes Eingestehen, keine Zustimmung und keine weitere Akzeptanz für Politiker, die das zu verantworten haben! Sowas hatten wir in diesem Land wehrend der letzten 100 Jahre ja schon drei mal und jetzt ist die Grenze unwiderruflich erreicht.


Ralph

P.S. Ich bin weder dement, Alzheimerpatient noch streitsüchtig, vielleicht nur ein wenig erfahrener und vorbehaltsloser als die noch schweigende Mehrheit. Ich gehöre keiner Partei an und habe keiene Sympatien für politsch radikale oder Gruppeierungen an linken oder rechten Rand unserer Parlamete.

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#26

Beitrag von chris_c » 31. Dez 2007, 11:59

Aus der heutigen FAZ. Wenn es nicht so traurig wäre...
Der Feinstaub hat sich schon aus dem Staub gemacht

Dem Feinstaub in Berlin, Hannover und Köln soll es an den Kragen gehen - mit den von morgen an eingerichteten Umweltzonen. Doch neueste Zahlen zeigen Verblüffendes. Das nämlich, was bekämpft werden soll, ist immer weniger da. Und wo es ist, kommt es kaum noch von dort, wo es bekämpft wird - nämlich aus dem Auspuff des Autos. Von Ingo von Dahlern

Die Initiatoren der sogenannten Umweltzonen in der Hauptstadt Berlin und in Hannover und Köln haben ein unerwartetes Problem. Denn der gesundheitsschädliche Feinstaub, den Fahrverbote in den Umweltzonen vermindern sollen, hat bereits vor deren Start zum Teil dramatisch abgenommen. Statt 99 von 414 Messstationen im Jahr 2006 und 60 von 389 im Jahr 2005 meldeten im gerade auslaufenden Jahr 2007 nur noch ganze 23 Stationen bundesweit Überschreitungen der Grenzwerte. Auch die Zahl der Überschreitungstage ist drastisch von maximal 187 (im Jahr 2005) und 176 (2006) auf nur noch 77 in diesem Jahr gesunken, alles nach dem Stand vom 25. Dezember.

In der hochbelasteten Hauptstadt mit ihrem Netz von elf Messstellen hat sich der Übeltäter Feinstaub schlicht aus dem Staub gemacht. Denn während in den vergangenen Jahren oft schon in den ersten Monaten mehr Überschreitungen der Grenzwerte als die gesetzlich zulässigen 35 im Jahr registriert wurden, gab es hier im Jahr 2007 erstmals keine Überschreitung dieser Menge. Denn gegenüber 2005 mit maximal 74 Überschreitungstagen und 2006 mit 70 wurden nur 29 registriert.

Damit entschwindet allerdings auch die gesetzlich geforderte Voraussetzung für das Aussprechen der Fahrverbote in den Umweltzonen, die für viele Bürger und vor allem für Gewerbetreibende einschneidende Folgen hätten. Doch die Planer tangiert offensichtlich nicht, dass mit viel Geld und Bürokratie für Sondergenehmigungen und Überwachungen, einer die Autofahrer viele Millionen kostenden Plakettenpflicht, Bußgeldandrohungen von 40 Euro und sogar einem Punkt in Flensburg der Kampf gegen ein Phantom aufgenommen werden soll: gegen Feinstaub, den es in jenen Konzentrationen, die als gesundheitsschädlich gelten, immer weniger oder schon gar nicht mehr gibt.

Die Umweltzonen sollen trotzdem her. Schließlich hat es sich Berlins Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) auf die Fahne geschrieben, das Auto als Verkehrsmittel aus der City möglichst ganz zu verdrängen. Ihr langfristiges Ziel heißt: "Mobilität erhalten - Autofahren vermeiden." Die Einführung der Umweltzone ist für sie deshalb nur eine erste Etappe auf dem Weg zu einer grundsätzlichen Wende in der Verkehrspolitik.

In Hannover diskutierte die Stadtverwaltung sogar, ob man angesichts der geringen Auswirkungen (für 2008 rechnet man mit einer Senkung der Feinstaubwerte von ein bis zwei Prozent) ganz auf die Einrichtung einer Umweltzone zum 1. Januar 2008 verzichten sollte. Die Entscheidung dafür fiel unter anderem deswegen, weil mit ihr "bei der Bevölkerung ein wichtiges psychologisches Signal gesetzt werde, schadstoffärmere Fahrzeuge zu kaufen, Rußfilter nachzurüsten oder auf den ÖPNV umzusteigen."

Ein wenig ehrlicher ist man in Köln. Zwar nennt das an alle Bürger verteilte Faltblatt zur Umweltzone ebenso wie in Berlin und Hannover die Senkung der Feinstaubbelastungen als Ziel. Doch wer im Luftreinhalteplan liest, erfährt schnell, dass es nicht um Feinstaub, sondern vorrangig um die von 2010 an geltenden Grenzwerte für die Stickoxidemissionen geht. Dabei ist gar nicht klar, ob das mit den Fahrverboten überhaupt zu erreichen ist.

Wer angesichts der sinkenden Feinstaubwerte fragt, wo der Übeltäter denn geblieben ist, hört aus Berlin die wundersame Mär, es liege am Wetter, dass die Luft in diesem Jahr plötzlich so überraschend sauber sei. 2007 sei wetterstatistisch ein Ausreißer. Bei normalem Wetter - was immer das bedeutet - wäre mehr Feinstaub gemessen worden. Und dann hätte es den jetzt fehlenden Anlass für die Einrichtung einer Umweltzone wahrscheinlich gegeben.

Weil zwischen Wetter und Feinstaubbelastung tatsächlich Wechselbeziehungen bestehen, ist das eine naheliegende Argumentation. Allerdings muss man dann auch in Erwägung ziehen, dass nicht nur besonders niedrige Feinstaubwerte wetterabhängig sein können, sondern ebenso auch besonders hohe. Und dann muss man zwangsläufig fragen, ob man solche Werte überhaupt durch gesetzliche Vorschriften in den Griff bekommen kann, da Wetter sich nun einmal nicht der Gesetzgebung unterordnet.

Aber vielleicht gibt es ganz andere, sehr viel schlüssigere Erklärungen, warum die Feinstaubbelastung in Deutschland so verblüffend schnell sinkt, dass Fachleute des Bundesumweltministeriums damit rechnen, dass schon 2015 die Grenzwerte in ganz Deutschland nur noch in Ausnahmefällen überschritten werden. Besonderen Anteil haben dabei die deutlich sinkenden Feinstaubemissionen aus den Auspuffen unserer Autos. Und diese Informationen kommen weder aus der Autoindustrie oder deren Lobby, sondern von einer in diesem Zusammenhang absolut unverdächtigen Behörde: dem Umweltbundesamt.

"Emissionen und Maßnahmenanalyse Feinstaub 2000-2004" nennt sich ein in seinem Auftrag erstellter und erst vor wenigen Wochen veröffentlichter Forschungsbericht, der dem Umweltbundesamt als Basis zur Planung von staubmindernden Maßnahmen dienen soll. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Feinstaubemissionen in Deutschland zwischen 2000 und 2020 um 31 Prozent verringern werden. Und besonders überraschend ist, dass einen der größten Beiträge dazu der Straßenverkehr leistet, der von allen Planern immer wieder als Hauptquelle für Feinstaub genannt wird.

Denn die einschlägigen Emissionen der Fahrzeuge vom Personenwagen über Nutzfahrzeuge bis zu Bussen haben stark abgenommen. Pusteten sie im Jahr 2000 noch 29 Kilotonnen und damit 13 Prozent der gesamten Feinstaubpartikel in Deutschland in die Luft, so waren es bereits 2005 nur noch 21,4 Kilotonnen oder 10,6 Prozent, und schon 2010 sollen es nur noch 11,7 Kilotonnen und damit gerade einmal 6,9 Prozent aller Feinstaubemissionen sein. Und die dramatische Abnahme um 64 Prozent in nur einem Jahrzehnt geht weiter. 2020 werden aus den Auspuffen von Autos gerade noch 5,7 Kilotonnen und damit 3,3 Prozent der für dieses Jahr errechneten 155,5 Kilotonnen Feinstaub stammen.

Diese Entwicklung lässt erkennen, dass Auspuff-Feinstaub vor einem Jahrzehnt, als die europäischen Luftreinhalterichtlinien formuliert wurden, ein echtes Problem war. Doch die Motorenentwickler überall auf der Welt haben seitdem mehr als erfolgreich gearbeitet - was nun mit schnell sinkenden Emissionen trotz steigenden Verkehrs Früchte trägt. Es zeigt sich, dass das Problem des Feinstaubs aus dem Autoauspuff offensichtlich gelöst ist - und das ganz ohne Umweltzone.

Das heißt nun allerdings nicht, dass es keine Feinstaubprobleme mehr gibt. Denn Feinstaub aus dem Abrieb von Reifen, Bremsen und Straße und Aufwirbelung nimmt sogar leicht zu, von 18,8 Kilotonnen im Jahr 2000 auf 22,4 in 2020. Dieses Problem allerdings ist durch eine Umweltzone ebenso wenig zu bekämpfen wie die Emissionen durch Zigarettenrauch, Feuerwerk und Grillen, die im Forschungsbericht des Umweltbundesamts erstmals eine wichtige Rolle einnehmen.

Denn schon 2010 machen Grillen mit 1,35, Feuerwerk mit 2,87 und Zigarettenrauch mit 6,16 Kilotonnen Feinstaub fast ebenso viel wie die gesamten Emissionen aus dem Autoauspuff aus. Und 2020 werden allein diese drei das Zehnfache aller Emissionen von Personenwagen ausmachen und einen Anteil von 6,6 Prozent am gesamten Feinstaub haben.

Es gibt also durchaus noch Feinstaub in besorgniserregenden Konzentrationen. Nur der aus dem Autoauspuff ist bereits heute - abgesehen von der schrumpfenden Zahl von Fahrzeugen mit alter Abgastechnik - kein Problem mehr und kann als erledigt abgehakt werden.

Und die Fahrverbote in den Umweltzonen? Sie sollten nach dem Gesetz eine langfristige Lösung des Feinstaubproblems sein. Doch sie sind das genaue Gegenteil. Denn mit jedem verschrotteten Altauto und jedem neu zugelassenen modernen Fahrzeug steigt der Anteil der Fahrzeuge, die in sie einfahren dürfen. Sind das derzeit in Berlin bereits 93 Prozent, so werden es schon in wenigen Jahren praktisch alle sein. Wie sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit kürzlich, als er Forderungen nach mehr Ausnahmen von den Fahrverboten für die Umweltzone ablehnte: "Wenn nachher bei einer Umweltzone rauskommt, dass alle reinfahren, dann hat sie ihren Zweck nicht erfüllt." Es wäre allerhöchste Zeit, entsprechend zu handeln.


Text: F.A.Z., 31.12.2007, Nr. 303 / Seite T5
Einen guten Rutsch, und beim Feuerwerk heute abend blos nicht den Feinstaub einatmen...

Gruß,
Christopher

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#27

Beitrag von jupp1000 » 31. Dez 2007, 14:24

...warum überrascht mich dieses Geseiere aus Berlin nicht wirklich?
Das spiegelt doch nur die Inkompetenz und Dummheit unserer Volksvertreter wieder (letztens wurde ich hier wegen einiger 4 letter words zensiert).
Wie bekloppt kann man denn sein, wenn es nicht einleuchtet, dass insbesondere in Herbst und Winter, andere Wetterverhältnisse herrschen als im Rest der Jahreszeiten. Kein Blütenstaub, keine Staubwolken von ausgetrockneten Böden. Die Wetterlage wird meist von polaren Strömungen bestimmt, und am Nordpol staubt es nunmal eher selten. Mehr staubbindender Niederschlag etc. pp.
Die Vermutung, die deutsche Politik ließe sich von Lobbyisten (Autoindustrie) beeinflussen, halte ich schlicht für undenkbar. Schließlich sind unsere Erwählten nur Ihrem Gewissen und dem Wählerauftrag verpflichtet.
Getreu dem Motto: "Trau' keinen Messwerten, die Du nicht selbst gefälscht hast." versucht man uns nur mal wieder mal für blöd zu verkaufen.
Aber wenn bundesweit ab 1.1. nur noch im Freien geraucht werden darf, entfallen die Katalysatoren (Nichtraucher), die den Feinstaub in den geschlossenen Räumen wegatmen und reinigen. Deshalb sollte man keinesfalls auf die Umweltzonen verzichten!!!

Grundsätzlich halte ich die Forderung nach weniger Fahrzeugen in Innenstädten für ganz OK. Aber doch nicht mit solchen hirnrissigen Argumenten!

Wäre Feinstaub wirklich so wahnsinnig gefährlich, müsste die Bevölkerung in Teilen Nord - und Südafrikas überwiegend an Lungenkrebs sterben.
Aber vielleicht werden sie wegen AIDS nur nicht alt genug?

In diesem Sinne

Euch Allen ein

Guats Neues!
schöne Grüße

Heinz #1565

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Hannover

#28

Beitrag von Rellek » 31. Dez 2007, 18:39

Bin ehrlich gesagt, aus diesen ganzen Beiträgen hier nicht wirklich schlau geworden was nun konkret Sache ist - sorry, liegt sicherlich an mir.

Darum habe ich mir mal auf der Internetseite von Hannover die ab 1.1.2008 geltende Plakettenverordnung angesehen. Hier ein Aussschnitt:

....Welche Fahrzeuge sind ausgenommen?
Zwei- und dreirädrige Kraftfahrzeuge (Leichtkrafträder, Motorräder, Trikes, [size=0]][color=#fbf26c][color=r[/color]ed]Oldtimer[/color], selbstfahrende
Arbeitsmaschinen, land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen, Krankenwagen, Arztwagen mit
entsprechender Kennzeichnung im Einsatz zur medizinischen Betreuung der Bevölkerung, mobile
Maschinen und Geräte sowie Kraftfahrzeuge, mit denen Personen fahren oder gefahren werden,
die im Schwerbehindertenausweis über die Merkmale "aG", "H" oder "BI" verfügen. Darüber hinaus
sind bestimmte Einsatzfahrzeuge der Polizei, der Feuerwehren und der Bundeswehr sowie anderer
nichtdeutscher Truppen und natürlich alle Anhänger befreit.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an eine unserer Zulassungsstellen in der Region Han-
nover. Wir beraten Sie gerne!

Grüße und guten Rutsch!

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Andreas
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#29

Beitrag von Andreas » 31. Dez 2007, 18:56

Lieber Reliek,

kurz zusammengefasst:
In die Umweltzone dürfen nur gekennzeichnete Fahrzeuge. Die Kennzeichnung wird in der Kennzeichnungsverodnung ("Plakettenverordnung") geregelt.
Zur Einfahrt in die Umweltzone sind berechtigt zunächst Fahrzeuge mit roten, gelben, grünen Plaketten.
Mit der Neufassung des Verordnung vom 4.7.2007 erhalten auch ältere NBenziner mit US-Kat die grüne Plakette. Mit der Neufassung der Verordnung vom 14.11.2007 (und einer kleinen anschließenden Korrektur, weil man die EU-Gleichbehandlung bei der Formulierung verbaselt hatte) erhalten auch mit H-Kennzeichen oder 07-Kennzeichen GEKENNZEICHNETE Fahrzeuge die Einfahrtserlaubnis in die Umweltzone (steht ja auch im Hannoverbeitrag, nur etwas verallgemeinert: "Oldtimer"). Die Oldtimer bruahcen also keine Plakette, weil sie ja im Sinne des Wortes gekennziechnet sind. Das ist allerdings ärgerlich für Oldtimer OHNE H-Kennziechen - die kriegen keine grüne Plakette, weil kein Kat, und haben kein H-Kennzeichen, sind also nicht passend gekennzeichnet, dürfen also nicht rein.

Wortlaut:
„10. Oldtimer (gemäß § 2 Nr. 22 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung), die ein Kennzeichen nach § 9 Abs. 1 oder § 17 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung führen, sowie Fahrzeuge, die in einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union, einer anderen Vertragspartei des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder der Türkei zugelassen sind, wenn sie gleichwertige Anforderungen erfüllen.“

Der Wortlaut der ganzen Geschichte hier:
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... ennzvo.pdf

Und nicht irritieren lassen: Auf anderen BMU-Seiten finden sich noch die alten Gesetzestexte ;-)

Cheers,

Andreas

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Plaketten

#30

Beitrag von Rellek » 31. Dez 2007, 20:43

Lieber Andreas

danke noch mal für den Link.

das meinte ich jedoch auch, darum der auszug aus der Verordnung der Stadt Hannover.

War wie gesagt nur ein bisschen verwirrt aufgrund der "leichten" Polemik, die hier eingestellt worden ist. :D

Grüße und einen guten Rutsch!

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