Vorstellung "Midgie" + MGB GT V8 Factory LHD #102G

[midgie65]

Saletti zämä (neu-Schweizerdeutsch für Hallo zusammen)

Gerne stelle ich mich kurz vor: Helvetier mit Appenzeller Wurzeln (daher nur 1.70m gross), grad so ein halbes Jahrhundert alt und seit rund 35 Jahren infiziert, fahre ich zwei unterschiedliche Vertreter der hier gefeierten Marke.

Den Kleinen - sorry - DIE Kleine habe ich selber neu aufgebaut und "modernisiert": Der MK II Midget war mal rot, hat mir aber nicht gefallen, sodass sie im Original-Ton von 1965 BRG bepinkelt wurde. Schwarzes Interieur fand ich auch langweilig, und weil grad ein schönes Bild eines Morgen Plus 8 an der Wand hing, bekam er dann ein Biscuit-Interieur. Nach einer sehr langwierigen Restaurierung (18 Jahre) gab ich mir dann den Kick, den Wagen fertig zu machen. Kaum war das soweit, fuhr ich zufällig einen gut gemachten Mini 1275er und wusste, dass ich das im Midget auch will. Daraus wurde dann eine nochmals sehr lange Phase, die ich aber vor einem Jahr abgeschlossen habe und nun viel Freude mit Ihr habe: 1340er mit Schmiedekolben, leichten Pleueln, grossen Ventilen, Nockenwelle RE266SS, Rollenkipphebel, den originalen Doppelvergasern, Maniflow Einlass- und Auspuff-Krümmer, passende Zündung, angepasste Kühlung. Fahrwerk vorne Frontline, hinten Panhard-Stab, LSD, doppelte Radlager, verbreiterte Standart-Felgen (ich find die einfach schön!) für 165er Wienerle und letztlich das Ford-5-Gang-Getriebe auf der ursprünglichen 4.22er-Endübersetzung vom 1100er Motor (den ich noch habe). Ist ein klasse kleiner Bergfloh geworden (Ihr wisst ja, Schweiz und 120/80 und so, und ja, es WIRD teuer, wenn man sich nicht zügeln kann), denn ich sehr mag, weil man ihm von aussen fast nix ansieht und er so unglaublich quick und fix ums Eck flutscht. Es war ein langer, beschwerlicher Weg, den ich ausführlich im sympathischen spridgets.net-Forum im thread "1275er Tuning" beschrieben habe und wo mir viel geholfen wurde - wer das Forum nicht kennt: schaut mal rein, es lohnt sich!

Im Anhang zwei Bilder: Das eine mit der coolen Socke am Steuer (mein Vater!) stand am Beginn meiner Leidenschaft. Ich (also eigentlich eben doch meine Eltern selber, wenn man's genau nimmt) war allerdings der Grund für den Verkauf des Midget MK 1 1100, weil durch meinen Auftritt auf dieser Welt ein Austin 1100 in rot mit drei Türen und Rückbank für den Kinderwagenaufsatz (Kindersitze waren da noch unbekannt!) nachrücken musste. Die Original-Rechnung ist allerdings erhalten geblieben (Zubehör: Defroster und zwei "Schneepneus" )

Das andere Bild zeigt den aktuellen Stand von Midgie. Im Moment grad kriegt sich beim Sattler noch ein Kapperl, und irgendwo läge noch ein originales Ashley Hardtop mit Glasscheiben rum, das es lohnt, fertig zu werden. Aber ich bin gar nicht so motiviert (sorry, Heinz), da letzten Sommer noch ien zweites Mädchen dazukam. Aber dazu gleich mehr.

Gruss aus den Bergen

Jan (auch: "nortonjan", weil da gab's mal so ne zeit, da fuhr ich noch eine 500er Dominatorin...)

[midgie65]

nicht ganz einfach, das mit den Bildern, hier nochmals ein Versuch.....

man beachte die Zulassungsnummer....in der Schweiz in direkter Familienlinie übertragbar

[midgie65]

So, und nun noch ein paar Worte zur zweiten Dame im Umzug.

Es handelt sich um den zweiten der 7 auf dem V8-Band gefertigten linksgesteuerten V8 in Glacier White mit blauem Interieur. Der Wagen hat eine wahrlich bewegte Geschichte. Er wurde erst im Jahre 1975 zusammen mit dem Entwicklungsfahrzeug Nummer 97 für zusammen £1000 vom Werk an einen Engländer verkauft. Scheinbar war der Wagen nicht komplett, so fehlten wohl die Deckel und Türen, denn er stand vermutlich als Teilespender im Werk rum. Der Käufer (Brian Fields) baute die beiden Autos zu Rallye-Autos auf, wobei er beiden Wagen hinten Teleskop-Stossdämpfer verbaute, weshalb heute zwei verkleidete Dome in den Innenraum ragen und das Zurückklappen der Sitzlehne der Rückbank verhindert. Der Motor erfuhr eine saftige Leistungssteigerung, das Getriebe wurde getauscht und der Wagen wurde so weiterverkauft, um die Kosten der Nummer 97 zu decken. Dann wurde er in verschiedenen Rallyes gefahren, v.a. auf der Insel - es gibt ein paar spektakuläre Bilder davon.

Der Zweitbesitzer hat dann vor dem Verkauf den Motor und das Getriebe rausgenommen und verkauft, der Wagen bekam einen normalen V8-Motor und ging so nach Schweden und von da weiter zu Bas Gerrits nach Holland. Er hat dann den letzten verfügbaren Experimental-Motor besorgt, den mit einer Gummiboot-Front geflickten Vorderwagen zurückgebaut und noch so einige andere Dinge wieder richtig gestellt.

Bas verkaufte den Wagen einem Holländer Händler, der ihn einige Jahre später einem Schweizer Kunden verkaufte, der den Wagen nochmals umfassend überholen liess - und zwar beim Händler meines Vertrauens, von dem ich meinen ersten V8 hatte (ein sehr sauber gemachten Roadster mit 4.2er Maschine) und bei dem ich den RV8 warten liess, den ich aber wieder verkaufte, da er war mir zu schwerfällig war. So traf ich den Wagen das erste Mal, allerdings war ablecken damals verboten

Nach Vollendung der Restauration wurde der Wagen aber während 10 Jahren nur ein paar Tausend Kilometer bewegt, und so kam es, dass der Händler den Wagen erwarb - und dann den für mich verhängnisvollen Anruf an mich tätigte:
"Ich hab da was, was Du immer wolltest - willst Du jetzt? Wenn ja, musst Du schnell entscheiden, es stehen noch zwei andere Interessenten unter der Türe".

Und wie ich wollte. Als ich den RV8 verkaufte, sagte ich mir: "Irgendwann mal möchte ich genau das haben: ein Coupé V8 mit Zusatz-Saft unter der Haube, so, dass man es nicht sieht, aber spürt". Nicht alle haben das verstanden (weil Coupé), aber für mich war und ist der BGT ein sehr begehrenswertes Auto, und mit dem V8 natürlich ein Wolf im Schafspelz und somit in guter Gesellschaft mit Midgie, die zwar nicht so brüllt, dafür aber wieselflink durch die Kurven scharrt. Aber das Drehmoment, die Leichtigkeit der Beschleunigung und der Sound haben schon ihren ganz eigenen Reiz - aber was erzähl ich das hier!

Welchen ich mehr mag? - Eine schwierige Frage.....nein, halt, eigentlich eine einfache, denn beide haben ihren eigenen Charakter und sind nicht wirklich vergleichbar, ausser, dass man beide unterschätzt!

So, jetzt ist aber Schluss mit Labern - happy motoring, folks!

Octagonally yours,

Jan

[midgie65]

ups, ein Bild oder zwei wollt ihr wohl auch noch, nehm ich an.....

Zum Gesamtbild: die V8-Bezeichnung und das BL-Logo auf der linken Seite ist falsch, das habe ich in der Zwischenzeit entfernt. Die V8 hatten nur auf der Gehsteig-Seite diese Logos montiert. Auch die hochglänzenden Scheibenwischer sollten schwarz sein.
Und es hat sich herausgestellt, dass die LHDs vermutlich alle amerikanische Blinker und Rückleuchten hatten - natürlich liegt das Material dafür bereit und kommt heuer an den Wagen!

Und, fast das Wichtigste: ich habe die Pneus gewechselt, denn auf dem Bild sind sie eigentlich zu gross. Man kann mich für kleinlich halten, aber neben der besseren Optik (die Räder wirken heute leichter) hat erstaunlicherweise auch die Fahrbarkeit gewonnen!

[midgie65]

und der Kampf mit der Bildgrösse geht weiter..... hier nochmals einen Versuch mit dem Motorenbild.

[midgie65]

und hier noch ein Bild, auf das ich ein bisschen Stolz bin. Es zeigt zuerst mal 4 V8 - soweit so gut.

AAAABER: Von links nach rechts ist das die Nummer 100 (Entwicklungsfahrzeug), die Nummer 101 und 102, also die ersten beiden LHDs und letztlich die 109, der vermutlich originalste LHD, weil schon seit 1974 in der Schweiz.

Das Bild entstand zum Saisonausklang der SwissMGV8-Gruppe - wir haben noch einen fünften der LHDs im Lande, der aber auf dem Bild noch fehlt.

[thomas_1802]

Sehr schön Jan, Daumen nach oben.
Damit sind 5 von 7 LHD V8 in der Schweiz beheimatet, und die restlichen zwei unbekannt verzogen?

[midgie65]

Hallo Thomas

Danke!

Jein: 5 LHDs in der Schweiz ist richtig, aber 7 bezieht sich nur auf die Einheiten, die ab Band liefen..

Man unterscheidet grob zwischen den Einheiten, die zur Entwicklungszeit gebaut wurden (Chassis 100 absteigend, rückwärts nummeriert) und jenen, die « vom Band » kamen (Chassis 101 aufsteigend). Von den Entwicklungsautos haben mindestens 3 überlebt (100, 98, 97). « Vom Band » kamen scheinbar 8 Autos, wobei die ersten 7 innerhalb weniger Wochen ab dem Dezember 1972 ihre Chassisnummer erhielten und eine weitere Einheit (414) als Linkslenker im März 1973 nachrückte, wobei er aber zwar als V8 eingeplant war, vermutlich aber einen 4-Zylinder-Motor erhielt, zuerst ins Development ging und dann ohne Spuren zu hinterlassen verkauft wurde.

Die V8 Produktion war zu dieser Zeit gemischt links- und rechts gelenkte Wagen, was die löchrige Reihe der Chassisnummern erklärt. LHDs waren/sind: 101, 102 (beide in CH), 104 in D?, 105 in B, 108 in NL, 109, 110 in CH. Auch in CH läuft die Nummer 100.

Die beiden V8-Bibeln von David Knowles führen relativ genaue Daten zu ganz vielen speziellen V8, so auch zu den Presse- und Fotofahrzeugen. Es wird auch beschrieben, dass die Zulassungsnummern z.B. im Rallyesport manchmal einfach umgehängt wurden und so Bilder täuschen können, und das für Fotozwecke teiweise auch einfach Zulassungsschilder erfunden wurden.

So, ich muss jetzt zur Arbeit, damit Geld reinkommt, dass ich dann an die Stossstangen meiner Mädchen hängen kann

PS: nur für die, die es nicht wissen: die Engländer sprechen nicht selten in weiblicher Form von ihren automobilen Schätzen...

Jan

[kuepper.remscheid]

Morgen Jan,
Eine tolle Präsentation !
Ich bedanke mich sehr !
Besten Gruß
Stefan

[Günter Paul]

Hallo Jan..hallo zusammen

Wenn Andreas bis jetzt noch nicht geschrieben hat, dann liegt es daran, dass er geplättet ist, aber wenn er sich erholt hat, wird er mit Sicherheit seiner Begeisterung freien Lauf lassen.

Ich jedenfalls bin beeindruckt mein Mädchen hat in 40 Jahren nicht einmal so viel Zuwendung bekommen, ich habe fast ein schlechtes Gewissen .

Danke für den Bericht und Grüße in die Schweiz!
Günter

[andreas.clausbruch]

Hallo Jan,
wie Günter schreibt, hat es mir wirklich die Sprache verschlagen; dazu unten mehr. Dir zunächst ein Riesenkompliment für Deinen Beitrag. Dass es für mich eine grosse- wenn nicht grösste - Freude ist # 102G in diesem Zustand und in dieser/ Deiner 'ownership' (wieder-) zu finden steht ausser Frage.
Nun Günter,da hast Du wirklich einmal wieder ins Schwarze getroffen.
Wie schon geschrieben war # 102G in den 70ern mein absolutes Traumauto. Wenn ich die aktuellen Bilder sehe, ist das immer noch so. Als Student lag ein solches Fahrzeug natürlich ausserhalb der Reichweite, den weissen Roadster hatten wir zu dieser Zeit aber schon. Jan hat ja geschrieben, dass sein V8 ursprünglich von Brian Field kommt. An den kann ich mich noch gut erinnern, er hatte nämlich auch noch #97G (RHD, harvest gold). Er und seine Mitstreiter waren mir und einigen der ersten MGDC'ler aus den MG Car Club Championship mehr als bekannt. Brian und Bob Neville waren unsere V8 Idole. Allerdings muss man aus heutiger Sicht auch festhalten, dass beide mit den heutigen Schätzen ziemlich robust umgegangen sind. Jan hat ja schon die Stossdämpfer hinten erwähnt, ich kann mich auch noch an (üble) Kotflügelverbreiterungen, Spoiler etc. erinnern. Ich bin kein Mediziner, aber für unseren Josef wäre es die Steigerung von Schnappatmung und ich hätte ernste Bedenken ob er überhaupt überlebt hätte, was diese beiden Herren mit den V8 angestellt haben.
#102G habe ich dann bei Bas Gerrits zum ersten Mal realiter gesehen. In seiner Zeit wurde HUD 578N in einen Zustand gebracht, der unzweifelhaft besser als Werkszustand zu beschreiben ist. Wie Jan schreibt, sieht er heute bis auf die schwarzen Scheibenwischer so aus, wie er zu Bas' Zeiten war. Klasse, dass die weitere Geschichte von Jan mit uns allen geteilt wird - auch dafür ein ganz grosses Kompliment!
In gewissen Sinn hat #102G also auch zur Gründung unseres Clubs beigetragen, denn gerade die originalen LHD V8 waren eines der verbindenden Elemente der frühen MGDC'ler. Und das vor 41a.
In diesem Sinn 'still going strong' mit octagonalen Grüsse Andreas

[andreas.clausbruch]

Hallo zusammen,
noch ein Kommentar zu den Foto von den CH V8: man kann sehr schön die Farben sehen, die nach meiner Erinnerung schon damals die originalen der LHD Werks V8 waren: #100G: flame red, #101G mallard green, #102G glacier white und #109G damask red. Mit aller Vorsicht vermute ich, dass der von Jan erwähnte noch hinzu gekommene #110G in teal blue sein dürfte.
Mit einem Schmunzeln im Gesicht Andreas

[midgie65]

Hallo Andreas

die Vorsicht ist unbegründet, denn ja, die 110 ist der Teal Blue, auch ein äusserst schönes Auto. Der Vorbesitzer ist leider verstorben, doch haben die Kinder die beiden V8 (er hatte auch einen V8 Roadster, ein Gummiboot, auch in Teal Blue) übernommen und führen das Thema weiter. Weil sie aber in der Westschweiz wohnen, hat es sich nicht ergeben, sie aufs Foto zu bringen.

Gruss Jan

[midgie65]

Andreas, hab grad gesehen, dass Du in München wohnst - das ist nun nicht sooo weit weg, oder?
Nach Deinem Bericht oben schlage ich vor, dass wir uns mal treffen - ich bin schon lange nicht mehr 4-Zylinder-B gefahren

ernsthaft: bin grad stark eingebunden, aber lass uns das mal machen, irgendwann im Laufe des Jahres. Ich glaube vorsichtigerweise, dass Du Freude hättest....

Jan

[Noddy]

ernsthaft: bin grad stark eingebunden, aber lass uns das mal machen, irgendwann im Laufe des Jahres. Ich glaube vorsichtigerweise, dass Du Freude hättest....

Jan

Ich glaube, Dein Wohnort könnte ein Wallfahrtsort werden

Hallo Jan

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum, Deinen Einstand hier finde ich schlicht sensationell, ich habe jede Zeile verschlungen.

Grüße

Micha