Bremsen hinten zu gut?

Der Name sagt eigentlich fast schon alles - der lockere Plausch rund um das Thema MG und andere britische Fahrzeuge ist hier die Hauptsache.

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Noddy
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Bremsen hinten zu gut?

#1

Beitrag von Noddy » 11. Sep 2019, 20:02

Hallo :)

Seit 2 Jahren habe ich mein Auto jetzt auf der Straße und mir die fällige Plakette fürs hintere Nummernschild frischt geholt. :D

Im Untersuchungsbericht bin ich über die Werte der hinteren Bremsen gestolpert.

Vorderachse 180 - 200
Hinterachse 170 - 180
Handbremse 172 - 192
Abbremsung 57%

Ich sehe da ne Bremskraftverteilung von fast 50:50, kann das so richtig sein?
Eine etwas intensivere Probebremsung, die ich auf dem Rückweg vorgenommen habe verlief unauffällig, das Auto tauchte durchaus auf die Vorderachse wie sich das gehört. Nur wie verhält sich das in kritischen Situationen?

In irgendeinem Thread waren mir schonmal sehr gute Werte auf der Hinterachse aufgefallen, nur hatten wir das Thema da nicht groß besprochen, da denk ich mir, vielleicht lohnt sich ein eigener Thread dafür.

Grüße

Micha
#2303

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marc-ks
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Re: Bremsen hinten zu gut?

#2

Beitrag von marc-ks » 11. Sep 2019, 22:07

2013 DEKRA
Vorderachse 360 - 340
Hinterachse 120 - 110
Handbremse 140 - 120
Abbremsung 76,2%

Als ich den Wagen 2014 gekauft habe, war er eigentlich nicht bremsbar, weil hinten völlig verölt.

2015 TÜV Rheinland (mit neuer Bremse, Schläuche, Klötze, Backen)
Vorderachse 180 - 180
Hinterachse 180 - 190
Handbremse 130 - 120
Abbremsung 59%

2017 KÜS
Vorderachse 200 - 200
Hinterachse 180 - 180
Handbremse 160 - 160
Abbremsung 63%

2019 DEKRA
Vorderachse 190 - 190
Hinterachse 170 - 180
Handbremse 130 - 130
Abbremsung 59,8%

Habe mir aber ehrlicherweise noch nie Gedanken über die Bremskraftverteilung gemacht. Überbremsen habe ich bei diesem B noch nicht festgestellt. Mein anderer B überbremst hinten tatsächlich, aber leider habe ich da die Berichte nicht parat.
Grüße Marc
#2315

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Ralph 7H
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Re: Bremsen hinten zu gut?

#3

Beitrag von Ralph 7H » 11. Sep 2019, 22:17

Hallo Micha,

hallo zusammen

Hier wird ein wirklich wichtiges Thema angesprochen, wichtiger als das meiste Geschwafel hier in den letzten Monaten!

Grundsätzlich: Der MGB Roadster (Tourer) hat hinten Bremszylinder mit größerem Kolbendurchmesser als der MGB GT! Werksseits war das so gewollt, Ein Überbremsen der Hinterachse (Gefahr eines unkontrollierbaren Hecks beim GT während des Bremsens) sollte damit minimiert werden.
Den meisten Einkäufern hiesiger Ersatzteillieferanten ist das inzwischen offenbar unbekannt und den Importeuren und Ersatzteilschnitzern in Indien oder noch weiter weg einfach unbekannt.
Wenn die Bremsleistung an der HA angehoben wird, steigt die Gefahr eines ausbrechenden Hecks, wenn nicht absolut gleichbleibende Bodenhaftung beider Hinterräder gegeben ist! Auf trockener und gerader Strecke selten auffällig und das ist die Simulation auf dem Bremsen-Prüfstand bei der Hauptuntersuchung.
Die festgestellten Werte der TüV-Prüfung lesen sich zwar beeindruckend und für 'Generation Golf' Prüfingenieure sind sie sicher beeindruckend aber beunruhigend für erfahrene 'Piloten' mit unseren Autos, die noch mit Starrachse unterwegs sind.
Faustformel: 2/3 Bremsleistung vorne, 1/3 hinten mit minimalen Unterschieden der linken und rechten Bremse je Achse... damit der B etc. auch in der Praxis beim Bremsen kein Eigenleben entwickelt und ohne Rally-Erfahrung für 'Sonntagsfahrer' :roll: beherrschbar bleibt!

Safety Fast !

Ralph

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Re: Bremsen hinten zu gut?

#4

Beitrag von Josef Eckert » 11. Sep 2019, 22:42

Hallo Micha, Marc,
die gemessenen Werte geben den Maximalwert an ohne den Pedaldruck dabei auch anzugeben. Das geht ja auch nicht. Die angegebenen Werte für die Vorderachse werden mit geringerem Pedaldruck erreicht als die der Hinterachse. Also die Vorderachse bremst erheblich aggressiver als die Hinterachse, obwohl die Maximalwerte fast gleich sein können.
Ich habe einen Wagen mit 4 Scheibenbremsen und die Bremskraftverteilung ist auch so geregelt, dass die Bremskraft hauptsächlich auf die Vorderachse wirkt. Dennoch geben die Bremsprüfstandwerte praktisch gleiche Werte für Vorder- und Hinterachse an. Der auf der Hinterachse kann sogar mehr sein, aber wie gesagt bei höherem Bremspedaldruck als der Maximalwert für die Vorderachse. Da sie aber nicht gleichzeitig gemessen werden, sondern achsweise, sagen diese Werte nichts aus über die Bremskraftverteilung vorne und hinten aus, nur über die jeweils maximal mögliche Bremsleistung.
Gruß
Josef

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Re: Bremsen hinten zu gut?

#5

Beitrag von Meenzerbub » 12. Sep 2019, 11:39

Hallo,

ich muß zugeben, da hab ich noch nie so richtig hin geschaut :oops: :roll: :shock:
Ich habe im Aug. auch meinen TÜV hinter mir, natürlisch ohne Beanstandungen :mrgreen:
Habe mal mein Brems-Protokoll hier angehängt, viell. kann mir ja jemand meine Fragezeichen erklären...
Mein Kleener bremst eigendlich sehr gut, hatte noch nie Probleme, außer bei starker Nässe, da hat er mich schon mal in Schockzustand gestellt.
Brems-Prüfung-TÜV.jpg
Grüße vom alde Mann, Michel
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Grüße vom Michel, Meenzer und RENTNER ;-)
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Re: Bremsen hinten zu gut?

#6

Beitrag von Noddy » 12. Sep 2019, 12:01

Hallo Michel :)

Vom Gesetzgeber wird eine gewisse Abbremsung im Verhältnis zum zulässigen Gesamtgewicht gefordert. Für die Gesamtabbremsung werden die 4 Werte der einzelnen Räder addiert und ins Verhältnis gesetzt. Dabei muss bei unseren älteren Fahrzeugen 50% vom Gesamtgewicht erreicht werden. Für die Handbremse müssen, glaube ich, 16% für die beiden Hinterräder erreicht werden. Durch irgendwelche Bedingungen springt ein Auto schon bei geringeren Werten aus der Rolle weil die Räder bereits blockieren, das mag an Reifen, Feuchtigkeit oder Zustand des Prüfstands liegen, der eigentliche Abbremswert lässt sich so nicht festellen. Dann gilt das blockieren als ausreichend um die Prüfung zu bestehen. Es muss also nur eine von den beiden Bedingungen erfüllt werden, darum wird üblicherweise das Block im Bericht nicht erwähnt wenn die Werte eindeutig gut sind.

Ausbrechen bei Nässe is eigentlich das Thema an das in ran will.

Grüße

Micha
#2303

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Re: Bremsen hinten zu gut?

#7

Beitrag von Noddy » 12. Sep 2019, 12:23

Ich vermute mal an Josefs Maximalwert und dem blockieren wird der Hase im Pfeffer liegen. Ich hatte noch versucht die Werte mit dem Prüfer aufzulösen (nachdem er Plakette geklebt hat ;) ). Ich hatte mir eine Antwort wie unterschiedlich stark zutreten erhofft. Es kam aber nix von ihm, er kennt sich mit so alten Autos nich aus.

Dann habe ich bei Wikipedia über den Bremsenprüfstand gelesen, da wird die Pedalkraft bei der Betriebsbremse mit bis zu 500Nm angegeben um den Abbremswert zu bestimmen. Ich vermute mal mit Bremskraftverstärker wird man keine 50Kg aufwenden wenn man in die Eisen geht. Somit fehlt bei der Prüfung die definierte Pedalkraft und es wird solange getreten bis die Räder gerade nicht blockieren. Das mag an der Vorderachse wenig Pedaldruck sein und an der Hinterachse dann erheblich mehr. Im Endeffekt is die Blockiergrenze vorn und hinten ähnlich und da kommen die protokollierten Werte her. Für den Prüfer is dann nur interessant ob der erforderliche Wert erreicht wird oder ob er die Achse im Zweifelsfall zum blockieren bringen muss.

Überbremsen hinten feststellen geht dann nur mit Popometer?

Grüße

Micha
#2303

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Re: Bremsen hinten zu gut?

#8

Beitrag von marc-ks » 12. Sep 2019, 13:06

Habe mal gegoogelt..

Für Fahrzeuge die vor dem 01.01.91 zugelassen wurden gelten folgende Grenzwerte:

Abbremsung BBA: Für die Betriebs-Bremsanlage (BBa) ist ein Mindestwert von 50% vorgeschrieben.
Die Dafür aufzuwendende Fußkraft muss kleiner 50daN sein, keine Ahnung wie das gemessen wird.

Abbremsung FBA: Für die Festell-Bremsanlage (FBa) ist ein Mindestwert von 15% vorgeschrieben.
Die Dafür aufzuwendende Handkraft muss kleiner 40daN sein.

Die Prozentuale Abbremsung wird berechnet aus der Summe aller Bremskräfte, geteilt durch die Fahrzeuggewichtskraft (x100%).
Die maximale Abweichung pro Achse darf 25% betragen.

Dass bei Dir "block" steht liegt daran, dass für die Abbremsung für Autos ab 28.07.2010 der Mindestwert 58% ist. Das erreichst Du nicht (Auto zu leicht), weil Deine Räder bereits vorher blockiert haben. Also alles gut, liegt am Programm.
Grüße Marc
#2315

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Martin.
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Re: Bremsen hinten zu gut?

#9

Beitrag von Martin. » 12. Sep 2019, 19:51

Ganz eindeutig ist es so wie Josef Eckert es darlegt.

Ob die Bremskraftverteilung stimmt oder nicht , kann man nur dynamisch - sprich im Fahrversuch - feststellen.

Genau so richtig ist allerdings was Ralph schreibt - größere Zylinder verbauen ohne die Bremskraftverteilung und auch die verfügbare Liefermenge des Hauptbremszylinders zu beachten ist völlig kontraproduktiv.

Gruß Martin

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Re: Bremsen hinten zu gut?

#10

Beitrag von Noddy » 12. Sep 2019, 20:41

Hallo :)

ich danke euch für die Antworten, ich denke, ich habe jetzt eine Vorstellung von der Geschichte. Es hilft mir immerwieder mich mit einem Thema auseinanderzusetzen statt es nur als gegeben hinzunehmen.

Grüße

Micha
#2303

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Re: Bremsen hinten zu gut?

#11

Beitrag von maico53 » 16. Sep 2019, 22:09

Hallo liebe Markenkollegen,
wie Ralph schon dargelegt hat, ist das ein relevantes Problem und kann bei forscher Kurvenfahrt mit starkem Abbremsen zu Schleudern führen. Mir ist es trotzdem nicht ganz klar warum es zu Unklarheiten kommt.
Der Tourer ist meineserachtens ja doch hinten erheblich leichter und kann dadurch auch nicht so stark hinten verzögert werden wie ein GT.
Liege ich falsch? Dann bedeutet dies, dass der hintere Bremszylinder mit größerem Kolben nur für MGB Tourer gedacht ist. Umkehrschluß der GT hat die kleineren Kolben, so wie die auch dann folgerichtig für den GT V8 gedacht sind.
Da alle hinteren Bremszylinder durch die Position des Spannstifts eindeutig zu identifizieren sind kann eigentlich keine falsche Montage erfolgen, es sei den man hat die falschen Bremsankerplatten montiert. Das kann ja auch bei einem kompletten Wechsel der Hinterachsen schon mal passieren.
Also hoffe ich, ich liege hier richtig: Hinterer Bremszylinder mit kleinem Kolben = höher Bremsdruck im Verglich mit dem standard Tourer Bremszylinder mit großem Kolben.
Vor langer Zeit wurden mir aber für die hinteren Bremszylinder für meinen V8 Tourer immer wieder zu den "V8" Bremszylindern geraten, was natürlich nachdenklich macht. Jedoch ist die Bremsleistung einer V8 Bremse vorne höher als bei der Standardbremse dorch gößere Bremsfläche und bei Umbau auf 4-Kolbenbremssättel vorne nochmals verbessert. Jetzt relativieren sich natürlich die Dinge wieder und ich denke ich fahre mit den GT/ origi. V8 GT Bremszylindern in einem Tourer nicht verkehrt.
Bestimmt gibt es hier noch die eine oder andere Erfahrung oder Kommentar, über den ich mich freuen würde.

Alle anderen Aussagen sind logisch und plausibel dargelegt worden.

Liebe Grüße aus Leimen,
Klaus

Martin.
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Re: Bremsen hinten zu gut?

#12

Beitrag von Martin. » 20. Sep 2019, 22:16

Guten Abend Klaus.

Die Kraft des Zylinders ermittelt sich aus hydraulischem Druck multipliziert mit der Fläche des Kolbens

Gruß Martin

SupiMG
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Re: Bremsen hinten zu gut?

#13

Beitrag von SupiMG » 21. Sep 2019, 10:07

Hallo.

Mal ein paar Gedanken aus der Oldtimer Rennszene...
(Porsche 718 bis zu Ferrari F1 der 70er)

Blockieren sollte natürlich alles auf dem Bremsprüfstand.
Je nach Aussage des Fahrers werden/ wurden die die Bremsen angepasst
eingestellt Beläge mit anderen Reibwerten verbaut. Zb Ferodo.
Bremsbalance eingestellt (Ventil)
oder Waagebalk bei 2 HBZ Autos.
Es muss aber zum Reglement passen!

Wenn es schnell gehen mußte (beim Rennen, Boxenstop) war das Spiel hinten zb. ein bischen vergrößert worden (Trommeln) um das überbremsen hinten zu verringern.
Wir haben auch eine eigene Mischung
machen lassen für unseren Trommelbremsbelag. zb.

Es muss jeder selbst nach Gefühl entscheiden wo er gerne etwas mehr,
bzw weniger Bremse hätte.

Ein aufgebocktes Auto sollte auf jeden Fall vorne zuerst Bremsen.
(einer Bremst leicht bis vorne sich das
Rad gerade noch drehen lässt, dann gucken wie es hinten ist usw)

Nur mal ein paar Gedanken.

Gruß Eric

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